When I'm 64: Wer bin ich, wenn ich alt bin, Christina Röcke?

Shownotes

Lebe ich im Haus am See, oder in einer kleinen Stadtwohnung. Mit dem Partner oder in der Nähe zur Familie? Wie sie leben möchte, wenn sie alt ist, habe ich meine Gästin Christina Röcke aber auch die Menschen auf der Strasse gefragt.

Dabei stelle ich fest, wie jemand leben möchte, ist stark an den Gesundheitszustand und die innere Einstellung gekoppelt. Möglichst lange gesund bleiben, für möglichst viel Autonomie.

Also, wie gelingt es denn nun, dieses gesunde, gute Altern? Oder, anders formuliert, wie habe ich die richtige Einstellung, um mit den Herausforderungen des Alterns gut umzugehen? Zum Glück muss ich mir die Fragen nicht selbst beantworten.

Christina Röcke ist Psychologin und arbeitet an der Universität Zürich. Sie beschäftigt sich in ihren Forschungsschwerpunkten ausführlich mit dem Thema Altern und spricht mit mir über Altersbilder. Also die Vorstellung von uns selbst, wenn wir alt sind. Die sollten wir uns nämlich machen, sagt sie.

Transkript anzeigen

00:00:00: Hallo ihr Lieben, herzlich willkommen bei einer neuen Folge von iFilio, dem Psychologie-Podcast

00:00:25: des Raffles. Mein Name ist Jana Horstmann, ich bin Theologin und Pfarrerin, aber manchmal

00:00:32: wünsche ich mir, ich hätte lieber Psychologie statt Theologie studiert. Weil das so ist,

00:00:37: rede ich in meinem Podcast mit Menschen, die sich auskennen über große Themen und große

00:00:44: Gefühle, für ein bisschen mehr Verständnis für uns selbst und für einander, weil das

00:00:49: Leben schon kompliziert genug ist. In meiner neuen Staffel iFilio geht es um das Thema

00:00:55: Altern. Und ich rede heute mit einer Person, die sich ganz besonders gut auskennt mit dem

00:01:01: Alter und was das eigentlich psychologisch mit uns macht, mit der Psychologin Christina Röcke.

00:01:07: Sie arbeitet an der Universität Zürich und sie hat verschiedene Forschungsschwerpunkte,

00:01:12: die sich mit dem Thema Altern beschäftigen. Es geht um emotionale Gesundheit und Wohlbefinden

00:01:17: im mittleren und hohen Erwachsenen an Alter. Und zum Beispiel Altersbilder und was Altersbilder

00:01:22: sind. Davon wird sie auch in diesem Podcast erzählen. Dr. Christina Röcke von der Universität Zürich.

00:01:28: Hallo liebe Christina, ich freue mich sehr, dass du da bist. Wie schön. Hallo Jana,

00:01:37: ich freue mich auch. Vielen Dank für die Einladung. Sehr gerne. Ich starte mein Podcast ja immer mit

00:01:43: einer Frage und zwar würde ich dich auch gerne fragen, wie geht es dir? Wie fühlst du dich heute?

00:01:48: Jetzt gerade. Ich fühle mich gespannt auf unser Gespräch, auch vorfreudig. Auch ein bisschen,

00:01:58: ja es ist für mich eine neue Situation. Ich sitze jetzt nicht so oft in Podcaststudios, ja insofern

00:02:04: freudige Gespanntheit. Schön. Ich sehe auch noch kurz, wie es mir geht. Ich freue mich auch sehr.

00:02:12: Ich habe heute noch einen langen Tag vor mir. Das heißt, ich bin auch auch so eine Gespanntheit

00:02:21: schon in mir. Und ja, freue mich aber auch sehr auf das Gespräch und dass du da bist. Danke.

00:02:27: Ich starte mit drei Fragen, Fragen, die auch ich Menschen auf der Straße gestellt habe. Und die

00:02:35: würde ich dir jetzt auch einfach stellen. Am welchem Alter ist man alt, Christina? Ich sehe schon,

00:02:44: wir steigen gleich mit einer ganz großen Frage ein. Absolut. Das ist auch eine gute Frage. Und

00:02:52: dies kann man so ganz allgemein, glaube ich, gar nicht beantworten. Also versuch doch für mich.

00:02:59: Ja, für mich würde ich sagen, oftmals denke ich auch, wenn ich darüber nachdenke, wann bezeichne

00:03:07: ich denn jetzt jemanden als alt oder jemand ist eine ältere Person, dann schwebt mir wahrscheinlich

00:03:12: schon auch oft so ein bisschen auch berufsbedingt so jemand ab dem Pensionsalter im Kopf. Aber

00:03:20: viele Menschen, die ich kenne, die da in dem Alter sind, die würde ich dann von ihren ganzen

00:03:25: Verhaltensweisen und Einstellungen und was man vielleicht sonst so mit alt sein zusammenbringt.

00:03:30: So sind die dann gar nicht. Insofern ist es für mich keine so einfache oder nicht mit einer

00:03:35: Zahl beantwortbare Frage. Ich glaube, es gibt so verschiedene Phasen im Leben und ich könnte

00:03:42: dir jetzt keine Zahl sagen. Ich kann sagen, es ist ja auch immer relativ. Mein Neffe ist zehn und

00:03:47: der würde es selbst sagen, dass ich auf jeden Fall richtig alt bin. Also wir beide. Richtig alt.

00:03:51: Mich noch mehr, aber der würde uns sehr alt finden. Absolut. Ja, genau, das ist sehr relativ. Also

00:03:58: da kommen wir vielleicht auch noch drauf zu sprechen. Das ist auch je nachdem, wie alt die Leute sind,

00:04:03: die man da fragt, bekommt man da tatsächlich auch in der Forschung unterschiedliche Antworten.

00:04:06: Ja. Ab wann Menschen sagen, ab dann beginnt sozusagen alt sein. Genau, es ist immer so die Frage

00:04:12: ab wann, so dass das ein Mensch, der, weiß ich nicht, 70, vielleicht würde ich jetzt mal sagen,

00:04:16: oder 80 ist, dass der alt ist. Da würde jetzt niemand sagen, so nee, der ist nicht alt oder der

00:04:20: ist noch jung. Da sagt man dann, die sind jung geblieben vielleicht, maximal. Aber da würde

00:04:25: niemand sagen, der ist jung. Es ist mehr so die Frage ab wann und das verschiebt sich, glaube ich,

00:04:29: sehr. Genau, das verschiebt sich. Auch wenn man zum Beispiel fragt, ab wann ist so oder wann ist man

00:04:34: denn mittel alt? Ja. Wenn man da jüngere Erwachsene fragt, so zwischen 20 und 30, dann setzen sie des

00:04:42: mittlere Erwachsenenalter deutlich sozusagen früher an, als wenn man tatsächlich Menschen fragt,

00:04:48: die vielleicht schon jenseits dieser Phase sind, die typischerweise mittel alt genannt wird. Also,

00:04:54: das ist tatsächlich wirklich sehr relativ, wie du gesagt hast. Und eigentlich auch interessant,

00:04:58: was verbinden wir mit diesen Konzepten, jung und alt? Die Person ist 70, aber sie ist jung geblieben.

00:05:05: Was ist das mein, wer denn damit? Genau. Und man sagt ja auch manchmal, er ist 20, aber hat eine alte

00:05:11: Seele. Es gibt ja auch noch so, dass es das Pondant erzählt hat, wenn jemand noch jung ist, aber

00:05:17: irgendwie eine alte Seele hat. Ja, es gibt tatsächlich auch ein ganz schönes Zitat. Es gibt aus Österreich

00:05:25: so ein Film, da sind Menschen unterschiedlich in Alters befragt worden zu ihren Altersbildern.

00:05:30: Da ist auch eine Dame. Ich müsste jetzt nachdenken, wie alt die tatsächlich sozusagen ist, aber die

00:05:36: ist vielleicht so in den 70ern oder so. Und die sagt dann auch so den erfrischenden Satz, also

00:05:41: für sie fühlt sich wunderbar und so alt wie manche, ich glaube sie sagt dann 30-Jährige oder 20-Jährige

00:05:48: sind, so möchte sie gar nicht sein. Und das ist auch noch interessant. Ich glaube, da sind wir

00:05:55: schon direkt beim Thema. Was heißt das eigentlich und was meinen wir denn dann damit? Alte Seele,

00:06:00: da schwingt ja eigentlich so ein bisschen so was, oftmals würde ich sagen was Positives, so weil es

00:06:04: geht um Erfahrungen, genau angelehnt. Wenn wir sagen, jemand ist noch jung geblieben,

00:06:09: meinen wir dann die Person ist irgendwie. Ist es dann körperlich oder ist es dann auch was geistige?

00:06:14: Genau, ist das eine Haltung oder machen wir das irgendwie fest, weil die Person noch farbige

00:06:19: Kleidung trägt oder da sind wir auch schon gerade dran, bei so Stereotypen und Bilder,

00:06:25: an die wir haben. Absolut. Was ist sozusagen angemessen für wen? Ja, ich habe aber noch zwei

00:06:31: weitere Fragen. Ich bin gespannt. Ja, vielleicht auch was Persönliches, wie alt möchtest du werden?

00:06:38: Ja, auch so eine Frage, die ich mir natürlich selbst auch immer mal wieder stelle, weil die

00:06:46: oft auch Thema ist. Und ich würde denken, dass ich da auch sagen kann, ich kann das auch nicht

00:06:53: unbedingt an der Zahl festmachen. Also ich würde gerne bestimmte Dinge noch erleben und ich würde

00:06:59: gerne so alt werden, dass ich das noch kann. Also zum Beispiel die Vorstellung, ich habe zwei Kinder

00:07:04: und sollten die mal Kinder auch sich entscheiden zu haben. Dann finde ich die Vorstellung auch in

00:07:11: dieser neuen Rolle Großmutter zu sein und das auch noch viele Jahre erleben zu können durch

00:07:18: gemeinsame Aktivitäten oder so. Das finde ich eine ganz schöne Vorstellung oder auch die Vorstellung,

00:07:23: dass das, was vielleicht nach so einem beruflichen Leben kommt, noch aktiv mitgestalten zu können

00:07:29: und da irgendwie noch vieles auch noch machen zu können, zu dem ich jetzt vielleicht nicht

00:07:33: komme, das stelle ich mir auch vor, dass ich das noch machen möchte. Und wenn ich da so drüber

00:07:39: nachdenke, dann komme ich wahrscheinlich schon auch auf irgendeine Zahl und könnte mich da jetzt

00:07:43: überlegen, ja reden wir dann über die so in den 80er und 90er so. Aber es ist sehr schwammig,

00:07:49: es hängt wirklich eher damit zusammen. Also ich würde sicherlich gerne noch noch noch jenseits

00:07:54: der klassischen, sage ich mal, Berufssiedigkeit noch noch einiges erleben und machen. Aber ich würde

00:08:03: es mir an dieses tun, koppeln und habe das Gefühl, ich habe auch jetzt schon irgendwie ein schönes

00:08:09: Leben gehabt und viel Gutes erleben dürfen und deswegen kann ich es tatsächlich nicht so an

00:08:14: Zahlen festmachen. Fällt mir gerade dazu ein, ich hatte Begegnung mit einer älteren Dame,

00:08:22: in jedem Fall erzählte sie mir, dass sie jetzt ihren 70. Geburtstag gefeiert hat und sagte,

00:08:25: so und jetzt überlege ich mir, was ich die nächsten 20 Jahre machen möchte. Ja, genau. Und ich

00:08:30: fand es so, es war so irgendwie erfrischend und schön und da hat sie ja natürlich überlegt,

00:08:34: sie sich, was sie die nächsten 20 Jahre... Ja, ganz guten Grund dazu. Absolut, genau. Und das fällt

00:08:39: mir jetzt gerade so ein, wo du sagst, dass es auch irgendwie an den Dingen hängt natürlich,

00:08:42: die man irgendwie erleben möchte oder dass man sagt, irgendwie nach meinem Beruf möchte ich,

00:08:47: möchte ich vielleicht noch was anderes machen dürfen. Ja, genau. Also das wird auch einfach

00:08:52: über eine lange Zeit reden sozusagen rein statistisch, die sozusagen das Alter umfasst und

00:08:59: dass das gut irgendwie ist. Also zum einen ist es auch eine sehr vielfältige Phase,

00:09:05: sie ist auch Menschen unterscheiden sich da und und da geht noch viel auch an Gestaltungs,

00:09:12: also Gestaltungsspielraum, den man da optimalerweise hat und den hat nicht jeder genau gleich,

00:09:19: aber ich denke auch, wir würden ja irgendwie mit 50 jetzt auch nicht sagen, jetzt ist alles vorbei

00:09:22: oder mit 20, sondern da kommen noch viele Dekaden und das ist glaube ich auch das Alter,

00:09:27: ja, ist eine lange Phase von mehreren Dekaden, die irgendwie nicht zu unterschätzen sind.

00:09:32: Gefüllt werden will. Genau, die gefüllt werden können und gefüllt werden möchten und von denen

00:09:38: wir auch wissen, dass da auch immer mehr Menschen, die auch in ziemlich guter Gesundheit verbringen.

00:09:44: Da schließt meine letzte Frage ganz perfekt an, wir haben das eben gerade schon anklingen lassen,

00:09:51: wie möchtest du leben, wenn du alt bist, alt in Anführungszeichen? Ja, ich würde gerne noch so

00:10:00: gesund sein oder die Möglichkeit haben für bestimmte Dinge, also trotzdem mit denen gut

00:10:08: klar zu kommen, auch mit gesundheitlichen Veränderungen. Ich glaube mir, wir haben mit am

00:10:13: wichtigsten, dass es noch Menschen gibt aus meinem dann ja hoffentlich auch langen Leben,

00:10:19: die für mich wichtig sind. Also, dass ich mein soziales Netzwerk noch um mich habe und eben,

00:10:31: dass ich irgendwie sozial auch gut aufgehoben bin, auch eingebunden. Genau, eingebunden bin und

00:10:36: dass es mir da weiter möglich ist, weil das ist was, was mir sehr wichtig ist da Freundschaften und

00:10:40: Familie zu leben, auch zu pflegen, dass es da so Menschen gibt und natürlich, dass ich sozusagen

00:10:50: gesundheitlich, muss ich schon sagen, auch noch in der Lage bin, die zu sprechen, zu sehen. Und dann

00:10:56: gibt es viele Dinge, die mich interessieren und dass ich mir auch noch vorstelle, dass ich davon

00:11:01: dann auch noch wichtige Dinge tun kann. So, vielleicht nicht mehr auf die genau gleiche Art und Weise,

00:11:05: wie vorher war das für mich, mein Leben noch als Erfüllt-Wahrnehmer. So stelle ich mir das vor.

00:11:11: Ja, ich habe jetzt gerade so noch gedacht, dass das, was man irgendwie, das ein innerlich irgendwie

00:11:19: bewegt, die Themen, die man hat, das was ein irgendwie beschäftigt, dass das vielleicht auch

00:11:23: noch auf Resonanz findet. Genau, dass man auch unterschiedliche Art und Weise mit anderen Menschen

00:11:29: oder mit den Dingen, in denen man sich ausdrückt. Es kann ja auch kreativ sein, aber so die,

00:11:34: das so Resonanz für das eigene Empfinden und die eigenen Themen und das, was ein bewegt,

00:11:39: irgendwie noch da ist. Ja, und dass man sich irgendwie auch noch einbringen kann, dass man

00:11:44: irgendwie auch für andere irgendwie auch ein wertvoller Mensch ist sozusagen in deren Leben.

00:11:53: Ich glaube, das ist auch was, was man ganz alt ist, unabhängig, was Menschen was sinnstiftend ist.

00:12:00: So soziales Engagement vielleicht auch. Also ich kann auch viele, die sagen so nach meiner Arbeit

00:12:05: habe ich dann Zeit, um vielleicht dann was zurückzugeben und den Menschen irgendwie Gutes zu tun,

00:12:11: wo ich in der Zeit, in der ich gearbeitet habe, aber auch einfach viel getragen wurde von der

00:12:19: Familie oder von anderen Menschen und dann quasi die Phase nach der Arbeit, dass das dann der

00:12:23: Moment ist, wo man etwas eben zurückgeben kann oder etwas für andere Menschen tun kann.

00:12:27: Ja, ich glaube, auf so einer breiteren gesellschaftlichen Ebene sich da noch einbringen zu können,

00:12:33: das ist natürlich was, was irgendwie so im Nebenberufs- und Familienleben nicht ganz einfach

00:12:39: ist, immer noch zu machen und das denke ich auch, das ist auch was, was ich sozusagen in meinem

00:12:43: Umfeld bei meinen Eltern zum Beispiel oder bei meinen Patentanten gesehen habe, dass das tatsächlich

00:12:51: was ist, was dann natürlich nochmal wie so eine Blüte erfahren kann, weil man einfach schlicht

00:12:55: mit mehr Zeit dafür hat. Wir sind jetzt schon voll eingestiegen mit meinen Einstiegsfragen. Lass

00:13:06: uns nochmal quasi sozusagen auf den Anfang so ein bisschen zurückkommen. Wenn ich jetzt dich als

00:13:12: Psychologin ansprechen würde und sagen würde, hey Christina, sag doch mal, was muss ich denn tun,

00:13:17: wenn ich gut altern möchte oder wenn ich zumindest ein gutes Verhältnis zum Altern bekommen möchte.

00:13:22: Also wie sieht so ein gutes Alters Mindset aus? Ja, das ist interessant, dass du das ansprichst,

00:13:29: so dieses Mindset. Ich glaube, das ist nämlich ein ganz wichtiger... Ich glaube, das ist doch die Frage,

00:13:32: oder? Ich brauche ein Mindset. Auf jeden Fall eine ganz zentrale Frage. Und ich glaube, ein wichtiger

00:13:39: Baustein dafür ist, dass man sich tatsächlich dessen bewusst wird, was ist es eigentlich,

00:13:45: was mir wichtig ist, was erfüllt mich, was macht mir Freude, was kann ich gut, genauso wie man sich

00:13:50: das auch in anderen Altersphasen fragt, was ist mir wichtig? Und dann zu gucken, was davon kann

00:14:00: ich denn jetzt wie erreichen, mich nicht stoppen zu lassen, von dem nur zu sehen, was nicht mehr

00:14:06: geht und es gibt dann bestimmt irgendwie auch Dinge, die nicht mehr so gut gehen. Sei es,

00:14:10: dass sie gar nicht mehr gehen oder nicht mehr so leicht gehen, aber bestimmt auch ganz viel,

00:14:14: was noch geht. Und ich glaube, da sich darauf zu fokussieren, Wege zu finden mit der Situation,

00:14:23: auch mit den Veränderungen, irgendwie in eine akzentierenden Form umgehen zu können, sich aber

00:14:28: durchaus auch Unterstützung von außen zu holen. Also sei es durch andere Menschen oder sei es sich

00:14:35: zu überlegen, wie muss denn irgendwie mein Umfeld eigentlich gestaltet sein? Ich war gerade sagen,

00:14:39: es gibt bestimmt auch total viele Momente, also ich kann mir das jetzt bei mir vorstellen,

00:14:43: wo ich mich dann auch einfach ärgere darüber, wenn irgendwas nicht mehr geht. Ich glaube,

00:14:47: also diese Übersetzungsleistung zu finden, vielleicht kann ich irgendwas nicht mehr machen,

00:14:52: aber vielleicht kann ich da Hilfe einfordern oder vielleicht kann jemand anderes etwas für mich

00:14:57: tun, was in die Richtung geht, auch so, ja genau diese Übersetzungs- oder Übertragungsleistung

00:15:02: zu machen, wie du gesagt hast, wie finde ich die Dinge, die mir wichtig sind, wie können die auch

00:15:09: im Alter Ausdruck finden? Genau, wir können die realisiert werden. Und dann ist das natürlich

00:15:13: auch kein einzelner Zeitpunkt. Also es ist absolut ein Tag auf dem anderen alles anders. So,

00:15:20: wir sind zum Glück typischerweise. Ich glaube, das ist auch wiederum eine gute Zutat, das ist sehr

00:15:25: hilfreich, wenn ich sozusagen Schritt für Schritt bestimmte Strategien auch kultiviere, um mich an

00:15:35: die Veränderung, die ein Leben lang passieren, auch die jetzt schon passieren. Genau, die immer

00:15:42: schon passiert sind. Es ist hilfreich sozusagen, sich mit denen auseinanderzusetzen und ein Stück weit

00:15:48: immer zu überlegen, was kann ich denn daran noch ändern? Wo habe ich sozusagen Handlungsspieler,

00:15:54: wo habe ich auch ein gewisses Maß an Kontrolle? Und wo ich es nicht habe, muss man dann vielleicht

00:15:59: auch zu dem Punkt kommen, dass man sich von bestimmten Dingen verabschiedet. Und ich denke,

00:16:04: vielen Leuten gelingt das durchaus sehr gut. Also wir wissen aus der Gerontologischen,

00:16:09: auch aus der psychologischen Alternsforschung, dass doch vielen Menschen das recht gut gelingt,

00:16:15: auf sehr unterschiedliche Art und Weise zum Beispiel eine Auswahl zu treffen und irgendwie

00:16:21: zu realisieren. Der Tag hat 24 Stunden, das hatte der immer schon. Jetzt brauche ich vielleicht

00:16:26: für bestimmte Dinge etwas länger, auch nicht für alle. Aber ich kann wie nicht mehr alles machen.

00:16:30: Und das konnte ich noch nie, aber jetzt kann ich es eben auch nicht. Und was mache ich denn dann?

00:16:34: Also dann setze ich doch irgendwie Prioritäten und überleg mir, was ist mir denn jetzt besonders

00:16:38: wichtig oder was ist kurzfristig mir besonders wichtig? Oder wie kann ich ihn auf eine andere

00:16:43: Art und Weise als bisher da hinkommen? Also wenn ich sozusagen, das ist doch auch nicht

00:16:48: ein passionierte Wanderin bin, dann muss ich aber vielleicht irgendwie gucken, mir sind die Anreisen,

00:16:56: die möchte ich nicht mehr ganz so lange machen oder ich möchte die noch machen,

00:16:58: aber muss dann wie eine Übernachtung einplanen. Also oftmals gibt es ja viele Wege, um einen Ziel

00:17:04: zu erreichen, bevor ich mich ganz von einem Ziel verabschieden muss. Und ich glaube, das sind

00:17:08: so Zutaten und dazu da hilft einem ein Mindset oder auch wen denn das auch ein Altersbild,

00:17:15: was damit zusammenhängt, dass man überhaupt diesen Gestaltungsspielraum erstmal wahrnimmt und

00:17:21: dass man vor allem auch immer darauf guckt, was sind denn meine Stärken, wo habe ich denn noch

00:17:27: Ressourcen? Vielleicht kenne ich jemanden, der mit mich begleitet oder vielleicht kenne ich jemanden,

00:17:34: der irgendwie mir Tipps geben kann. Jetzt kann ich die bisher so geliebte Wanderhute nicht mehr

00:17:41: gut machen, aber es gibt wie Alternativen dazu. Kann ich sozusagen die Leute, die mir wichtig sind,

00:17:47: statt dass ich sie an dem und dem Ort regelmäßig treffe, ich kann die einfach zu mir einladen.

00:17:52: Vielleicht kann ich aber auch sagen, bis da was eine Woche Wander fehlen, das ist mir inzwischen

00:17:58: zu lang. Wollen wir es einfach reduzieren auf drei Tage, weil dann kann ich nämlich mitkommen. Und

00:18:03: das sind so Dinge, wo man glaube ich auf ganz vielfältige Art und Weise gestützt durch ein

00:18:10: bestimmtes Mindset, was nicht zuletzt danach guckt, was noch geht, statt nur darauf guckt, was nicht

00:18:17: mehr geht. So ein Mindset hilft einem typischerweise, auch in der Akzeptanz. Ich wollte gerade sagen,

00:18:24: du hast es gerade gesagt, dass was nicht mehr geht. Das ist ja auch immer sich darauf zu

00:18:29: fokussieren. Es entsteht ja auch immer daraus, dass man es irgendwann mal konnte. Also auch so

00:18:33: dieses sich mit sich selbst zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Lebens vergleichen. Also wenn

00:18:39: ich vielleicht irgendwie mit 35 noch die sieben Tage Gewanderung machen konnte, vielleicht konnte

00:18:46: ich die mit 17 oder mit 20 oder 25 aber auch nicht machen, weil ich mir irgendwie eine gewisse

00:18:52: Kondition aufgebaut habe. Und jetzt geht die halt auch irgendwann wieder verloren. Also das ist

00:18:58: natürlich auch total trügerisch irgendwie fürs fürs Selbstbild zu sagen, ich vergleiche mich mit mir

00:19:04: selbst vor zehn Jahren oder vielleicht auch noch vor fünf Jahren, weil ich mich ja auch nicht mehr

00:19:08: mit meinem selbst von vor zehn Jahren vergleiche. So, da komme ich ja immer bei einigen Dingen besser

00:19:15: und bei anderen Dingen schlechter bei weg. Aber dieses Prozesshaft da einfach. Genau, und ich glaube,

00:19:21: du hast auch noch einen wichtigen Punkt angesprochen. Wir sind ja auch in der Regel nicht nur ein

00:19:25: Merkmal. Also es kann ja sein, dass man in einer Facette sei, mein Gott, Kraft oder so,

00:19:30: das Muskelkraft. Wenn man da nichts für tut, dann nimmt die typischerweise altersbedingt ab. Ja,

00:19:36: so, dann kann ich das aber auch natürlicher als eine gewisse Herausforderung nehmen und mir sagen,

00:19:40: so, ich habe das schon mal geschafft irgendwie mich zwischen 25 und 35 Meter so eine Kondition

00:19:45: oder mich in der Kondition zu verbessern. Das wollen wir doch mal sehen, ob ich das jetzt

00:19:49: hier so hinnehmen muss, dass das nicht mehr geht. Also es ist ja immer die Frage, wenn ich

00:19:54: Veränderungen wahrnehme, nehme ich die einfach hin als etwas, was sozusagen gar einfach so gegeben

00:19:58: ist oder kann ich da noch was tun? Und bei vielen Dingen wissen wir auch, es ist letztendlich,

00:20:03: bei vielen Dingen haben wir eine ganz große Plastizität, wie wir das nennen. Also wir können

00:20:07: im Geistigen, wir können im körperlichen Bereich auch immer noch Neues wieder dazu lernen. Vielleicht

00:20:13: brauchen wir länger und es ist für den ein oder die andere schwieriger auf dem unendliches Niveau

00:20:19: da wieder zu kommen. Aber grundsätzlich steht dem nichts im Wege, da auch nochmal in sich rein zu

00:20:24: räuchen, wenn das was ist, was mir total wichtig ist. Ich war gerade sagen, wenn da... Da habe ich auch

00:20:28: nochmal einen Anfang, also nochmal drauf zu gucken und mal reinzugeben. Das liest man ja auch

00:20:33: immer wieder und das ist ja so allgemeines Wissen, würde ich jetzt mal so sagen. Dass es auch irgendwie

00:20:39: zum Beispiel fürs Gehirn total gut ist, wenn man irgendwie im Alter nochmal Musikinstrument

00:20:43: lernt oder sich da irgendwie gehirntechnisch nochmal was Neues irgendwie macht oder was Neues

00:20:50: ausprobiert oder ist das jetzt Quatsch, was ich gesagt habe? Nein, es ist völlig genau richtig.

00:20:55: Ich glaube, da geht es wirklich darum, unser Gehirn ist keine festgezurte Größe. Unser Gehirn

00:21:04: ist sehr plastisch, im positiven, wie im negativen, aber immer auch im positiven. Das heißt, man muss

00:21:10: aber dieses Gehirn, dieses Organ auch nutzen. Es gibt ja so diese, es gibt auch als so eine Theorie,

00:21:16: einen kognitiven Alter, "Use it or lose it" und da ist was dran. Also wenn ich sozusagen "Use it or

00:21:22: lose it" kann man immer wieder mal herausfordern durch neue Dinge und das mag zum Beispiel,

00:21:29: dass er Lernen von einem Musikinstrument sein, aber wenn mir Musik nichts sagt,

00:21:32: dann ist es wahrscheinlich kein besonders guter Rat, weil dann lächelt man den so weg oder man

00:21:36: macht das mal und dann bleibt man nicht dabei. Das kennen wir alle von anderen Sachen. Also da

00:21:40: wäre es auch wieder wichtig zu sich zu fragen, was macht mir denn Spaß und was mache ich nicht

00:21:46: ohnehin schon? Weil alles, was ich ohnehin schon mache, ist in der Regel sehr automatisiert,

00:21:50: braucht viel weniger kognitive Ressourcen, also braucht viel weniger Anstrengung sozusagen auf

00:21:56: der Denk-Ebene und deswegen ist da sozusagen ein guter Tipp, ein lebenslang wirklich auch

00:22:04: geistig aktiv zu sein und es kann in unterschiedlichsten Arten sein. Also das kann sein in einer

00:22:09: bestimmten handwerklichen Kompetenz oder was Sportliches, sozial aktiv zu bleiben. Also auch

00:22:17: soziale Gespräche sind kleine Hörnjogging Einheiten. Ganz spannend, mein Partner hatte letztens,

00:22:26: war er beim Schuß da, die gibt es ja auch nicht mehr viel und er hatte einen Wanderschuh,

00:22:33: seinen Wanderschuh können Schweine teuer sein und die Sohle musste neu gemacht werden. Hat er

00:22:38: gesagt, bevor ich jetzt für keine Ahnung 300 Franken neuen Wanderschuh kaufe, gehe ich doch

00:22:42: mal zum Schuhstau und fragt mal und er sagt, dieser Mensch war über 80, sie konnten sich nicht

00:22:47: wirklich verständigen, weil er Italiener war und er hat sich aber so an diesem Schuh befreut und

00:22:51: halt gesagt, ich brauche vielleicht ein bisschen länger, aber ich mach dir den Schuh sozusagen

00:22:55: wieder fertig und guck mal und schau mal in zwei Wochen rein. Aber da war ich dann auch sehr beeindruckt,

00:23:02: als er mir das erzählt, weil ich dachte, ja natürlich solche handwerklichen Fähigkeiten,

00:23:06: wenn man so ein Handwerksberuf ausübt, dann sind die Hände und die Arme und die Finger

00:23:12: meistens auch motorisch so trainiert, dass sie das noch bis ins hohe Alter wirklich ausüben können.

00:23:17: Ja, da ist ganz viel Erfahrung, ganz viel Expertise drin, ich habe übrigens wahrscheinlich einen

00:23:21: ähnlichen oder denselben Schuhstau und finde, dass dort auch das ist quasi auch gelebtes,

00:23:28: gelebtes, gutes Alter. Und aber wie gesagt, ich glaube, was noch wichtig ist,

00:23:34: weil wir werden da auch viel gefragt, was kann man denn machen und man darf ruhig sich was nehmen,

00:23:39: was einen auch interessiert. Sonst bleibt man typischerweise nicht dabei. Das heißt,

00:23:43: es muss jetzt kein Musikinstrument für jeden sein, das muss auch nicht für jeden sein Kreuzwort

00:23:47: rätsel oder Sudoku oder tanzen, aber je komplexer die Tätigkeit ist und gerne zum Beispiel auch im

00:23:58: sozialen Kontext, also mit anderen zusammen, dann hat man da gleich noch ganz verschiedenste Facetten

00:24:02: abgedeckt. Und das finde ich ja auch was sehr, das kann ja sehr mutmachend sein,

00:24:10: zu wissen darum, dass es eigentlich nie zu spät ist oder sich immer noch, auch immer noch positive

00:24:18: Effekte beispielsweise zeigen kann. Und dass sich auch so zu Formen und Realisierung finden,

00:24:23: wenn man älter wird, dass man andere Formen finden kann. Und das ist nicht heißt,

00:24:29: dass man irgendwas aufgeben muss, sondern dass sich einfach der Inhalt da sein darf,

00:24:33: aber sich die Form einfach verändert dessen, wie etwas Ausdruck findet.

00:24:36: Genau.

00:24:37: Aber weißt du, im Alter ist ein Mensch alt. Es kommt immer darauf an, ich finde,

00:24:45: die Zahl hat nichts mit dem Alter zu, sondern wie man sich selber fühlt. Und ob man jetzt 40, 50,

00:24:55: 60 ist, also es kommt immer darauf an, die Einstellung und wie man sich einfach fühlt.

00:25:01: Ich würde auch sagen, ich bin gleich 70, aber denke ich nicht gerne davon auf.

00:25:07: Wie alt möchten Sie persönlich werden? Gibt es eine bestimmte Zahl?

00:25:13: Nein. Also ich möchte einfach weiterhin gesund, gesundheit ist das Wichtigste im Leben.

00:25:19: Und ich glaube, das ist alles nicht vorhersehbar und jeden Tag im Jeatztleben.

00:25:27: Ist bei mir auch so lange gesundheitgut, ist fast, dann spielt es auch der Karolen.

00:25:33: Da schließt meine letzte Frage schon perfekt an, wie möchten Sie leben, wenn Sie alt sind?

00:25:38: Immer noch gesund und fit und einfach noch Sachen gemeinsam unternehmen können.

00:25:46: Und Sie können einfach auch gegenseitig unterstützen und einfach noch Sachen,

00:25:54: wenn man kann, einfach geniessen.

00:25:57: Ab welchem Alter ist ein Mensch alt?

00:26:00: Ab 65.

00:26:04: Wie alt möchtest du persönlich werden?

00:26:06: 90.

00:26:08: Und wie möchtest du leben, wenn du alt bist?

00:26:10: Mit genügendem Geld.

00:26:14: Wir haben jetzt ganz schon viel über das Mindset und die ganzen schönen positiven Dinge

00:26:22: gesprochen und wie man irgendwie ein gutes Mindset bekommt, wie man ein schönes, wie hast

00:26:25: du es gesagt, Altersbild bekommt.

00:26:28: Noch mal trotzdem so ein bisschen zurück auf die negative Seite, ist falsch, aber so diese

00:26:35: Frage, warum fällt es denn eigentlich Menschen so schwer?

00:26:38: Ja, sind es grundsätzlich diese Veränderungsprozesse, an denen wir uns öfter abmühen oder gibt es

00:26:46: noch andere Dinge?

00:26:47: Warum fällt es uns Menschen so schwer, zu akzeptieren, dass wir altern, aber auch, dass

00:26:54: das Leben irgendwann zu Ende ist?

00:26:56: Ja, ich glaube, das ist ein guter Punkt, den du da reinbringst, diese Endlichkeit des Lebens.

00:27:01: Ich denke grundsätzlich sind Menschen sehr unterschiedlich gut darin und offen für

00:27:07: Veränderungen oder mit Veränderungen umzugehen.

00:27:09: Und vieles, was wir sozusagen gesellschaftlich mit dem Alter in Verbindung bringen, ist oft

00:27:14: geprägt aus dem, was wir das sehr, sehr hohe Alter nennen oder auch das vierte Alter, was

00:27:20: typischerweise wirklich so in den späten 80ern, 90ern ab dann so sichtbar wird.

00:27:26: Und das sind bestimmte negative altersbedingte Phänomene, Erfahrungen, die auf den ersten,

00:27:36: zweiten und dritten Blick nicht attraktiv scheinen und auch mit Ängsten verbunden sind, weil das

00:27:41: dann schon auch damit zusammenhängen kann und es dann auch oft tut, dass man eben bestimmte

00:27:47: Dinge wie Autonomie und Selbstständigkeit doch sehr eingeschränkt nur noch erlebt oder dass

00:27:52: man auch Angst vor Schmerzen ist, etwas, was viele Menschen berichten.

00:27:56: Also diese Angst vor Verlusten, die haben wir ja auch in anderen Altersgruppen und dies

00:28:03: denke ich auch nachvollziehbar, weil Verluste bedeuten immer einen Abschied von etwas und

00:28:07: machen in der Regel wenig Spaß.

00:28:09: So, oder sind dann, wenn man dann sich auf die körperliche Ebene fokussiert, können

00:28:15: die eben mit so was wie chronischen Schmerzen doch mit sehr starken Einschränkungen auch

00:28:18: verbunden sein.

00:28:19: Dass das erstmal was ist, was sehr negativ besetzt ist, wo bestimmte Sorgen und Ängste

00:28:27: mit einhergehen, denke ich, ist nachvollziehbar.

00:28:30: Und ich glaube, dass wir oder viele Menschen wahrscheinlich ja auch nicht besonders gutes

00:28:37: Konzept davon haben.

00:28:39: Wie gehe ich denn damit dann um?

00:28:41: Was braucht es dann?

00:28:42: Das ist irgendwie teuer.

00:28:43: Dann sind da vielleicht nicht mehr Menschen, die mich unterstützen können.

00:28:48: Und also diese Angst sozusagen hat viel auch, denke ich, zu tun mit einer wenig kontrollierbar

00:28:55: erscheinenden Phase des Lebens.

00:28:59: Und wir sind typischerweise daran interessiert, irgendwie uns als Handel zu erleben.

00:29:04: Also wir Menschen und als selbstwirksam.

00:29:08: Und viele von uns haben doch auch gerne so ein gewisses Maß an Kontrolle.

00:29:12: Wie durchaus, ja.

00:29:13: Oder Sicherheit eben.

00:29:14: Ja und Sicherheit.

00:29:15: Ich glaube, was auch natürlich was ist, wenn wir über sehr, sehr hohe Alter sprechen,

00:29:19: dann haben wir es auch mit kognitiven Einschränkungen zu tun, die, wenn Menschen nur irgendwann

00:29:25: ausreichend alt werden, oftmals auch mit einer demenziellen Erkrankung zusammenhängen.

00:29:30: Und da kommen wir natürlich schon in Felder hinein, die zu Recht als sehr herausfordernd

00:29:37: wahrgenommen werden und die eine ganz besondere Art von Belastung darstellen.

00:29:42: Und das ist sowohl für Menschen, die sozusagen von diesen Einschränkungen und Erkrankungen

00:29:47: betroffen sind, wie auch für das soziale Umfeld.

00:29:50: Also da kann man auch bestimmte Dinge nur beim Namen nennen.

00:29:53: Also eine Demenzerkrankung ist je nachdem, in welcher Phase man ist oder wie das individuelle

00:29:59: ausgeprägt ist, etwas, was enorm schmerzhaft sein kann.

00:30:02: Ich würde sagen, es ist auch manchmal einfach nur Scheiße.

00:30:05: Genau.

00:30:06: Und es darf es auch dann sein.

00:30:07: Genau.

00:30:08: Und es darf dafür das soziale Umfeld sehr, sehr schwierig oder kann natürlich sehr herausfordernd

00:30:16: sein.

00:30:17: Aber auch da, glaube ich, ist es ganz wichtig, wir haben schon über Altersbilder gesprochen.

00:30:21: Auch da ist es wahrscheinlich hilfreich, wenn man die Vielfalt, die so eine demenzielle

00:30:28: Erkrankung auch haben kann, also im Sinne von auch Bildern der Demenz, auch das ist

00:30:33: große Vielfalt.

00:30:34: Und auch da ist, denke ich, haben wir noch einen Weg vor uns auch als Gesellschaft,

00:30:41: auch da nicht nur auf das Traurige und Schlimme zu gucken, sondern auch da immer noch zu schauen.

00:30:48: Eine Person, die eine Einschränkung hat, körperlicher Art oder mentaler Art, wird

00:30:54: in der Regel ja auch nicht nur dadurch definiert.

00:30:56: Bestenfalls nicht.

00:30:57: Bestenfalls nicht.

00:30:58: Sondern ist immer noch eine Person, die ihr Leben lang gerne, weiß ich nicht, gelesen

00:31:04: hat oder kulturell interessiert oder im Garten war oder eine super Großmutter war oder ein

00:31:11: ganz toller Ingenieur oder jemand, der ein super langjähriger Trammschoffer war und jede

00:31:19: Ecke von Zürich kennt dadurch und unglaublich ein gutes räumliches Gedächtnis und Vorstellungsraum

00:31:27: irgend hat.

00:31:34: Ja, ich denke, das ist etwas, wo wir aber auch lernen müssen, auch da dieser Vulnerabilität

00:31:40: auch Raum zu schaffen.

00:31:41: Das heißt, Altern hat auch ganz viel mit der Arbeit am Selbstbild zu tun, oder?

00:31:46: Ja, also das würde ich aus einer psychologischen Perspektive auf jeden Fall sagen, dass unser

00:31:53: Bild von uns selbst prägt, nämlich wie wir uns verhalten.

00:31:56: Also das ist nicht einfach irgendwie so eine Blackbox, dass das so ein nice to have ist,

00:32:00: jetzt mal so ein bisschen sich da um sein eigenes Selbstbild in Bezug aufs Alter zu

00:32:05: bemühen, sondern es hat handfeste Konsequenzen und auch ehrlich gesagt unser Altersbild prägt

00:32:11: ja auch, wie wir uns anderen Menschen gegenüber verhalten.

00:32:14: Absolut, ja.

00:32:15: Und deswegen ist vieles sozusagen, was wir mit Altern in Verbindung bringen, von dem

00:32:22: was gut funktioniert, ist sowohl liegt in den Aktivitäten, die wir machen, aber auch

00:32:27: und die werden eben geprägt durch unsere Haltung und unser Selbstbild.

00:32:30: Du hast es vorhin schon so ein bisschen angesprochen, die Vulnerabilität, die körperliche Versertheit,

00:32:41: die auch manchmal mit dem Altern eben einhergeht, der Zeitpunkt ab dem einfach der Körper,

00:32:49: ich sage es einfach so, wie es ist, der Körper nicht mehr so ist als wie mit 25 oder so,

00:32:54: sondern es passieren Dinge mit dem Körper und es wird nicht selten, wird es agiler.

00:33:00: Genau.

00:33:01: Der Körper ist einfach versehrt und wie ich so Alters, das Altern in der Gesellschaft

00:33:11: wahrnehme, geht halt mit dieser Vulnerabilität, aber eben auch mit der körperlichen Versertheit,

00:33:17: das wird halt, finde ich, immer auch sehr stigmatisiert, so dass das das Schlechte

00:33:22: am Altern ist und dass das das ist, was man irgendwie eigentlich aufhalten muss oder

00:33:29: was verlangsamt werden muss und dadurch auch mal irgendwie so eine Schere entsteht

00:33:36: zwischen dem geistigen Altern, das ist okay, das nimmt man gerne mit, aber der Körper

00:33:42: soll doch möglichst bitte lange jung bleiben oder jung oder zumindest soll das Altern

00:33:49: hinausgezögert werden.

00:33:50: Ja, ja, also ich sehe das auch so und ich würde sagen, also dieses auf der geistigen

00:33:54: Ebene ist es natürlich schon auch so da, dass man das sehr eng, oftmals so verknüpft

00:33:58: mit dem, was dann natürlich auch an körperlichen, auch auf höherebene an Abbauprozessen passiert.

00:34:03: Also und das ist was, was wir sozusagen oftmals genau mit dieser Vulnerabilität und Versertheit

00:34:08: verbinden und das sollte man möglichst nach hinten schieben.

00:34:11: Ich denke, da spielt auch noch ganz viel damit rein, was meinen wir eigentlich, wenn wir

00:34:14: zum Beispiel vom guten Altern reden?

00:34:16: Also was meinen wir?

00:34:17: Also was gut ist Altern oder gesundes Altern hat man lange Zeit wirklich nur aus dieser

00:34:21: Perspektive betrachtet.

00:34:22: Das ist tatsächlich bedeutet die Abwesenheit von jeglicher körperlicher Erkrankung und

00:34:28: Einschränkung.

00:34:29: Und da muss man ganz klar sagen, herzlich willkommen, aber dann Altern quasi so gut wie

00:34:33: niemand ab einem gewissen statistischen Alter im Durchschnitt irgendwie noch gut.

00:34:37: Und es ist ja auch so, dass es sind ja nicht junge Menschen befreit von körperlicher

00:34:42: Versertheit.

00:34:43: Das kommt noch hinzu, das kommt überhaupt noch hinzu, das wird da völlig ausgeklammert.

00:34:47: Aber und da hat doch zumindestens in den letzten Jahren einen Umdenken stattgefunden, nicht

00:34:53: in allen Disziplinen.

00:34:54: Aber zum Beispiel auch die WHO hat das, die Konzeption von was heißt eigentlich gesundes

00:35:00: Altern recht stark überarbeitet und hat den Fokus wirklich darauf gelegt, dass wir zum

00:35:06: einen nicht nur die Person angucken mit ihren Einschränkungen oder ihren Merkmalen, sondern

00:35:10: gesamthaft was geht und was geht nicht mehr.

00:35:13: Ganz klar ein Fokus darauf auf funktionaler Aspekte.

00:35:18: Also was ist die Person denn noch in der Lage zu tun und matcht das mit dem was dieser

00:35:23: Person wichtig ist.

00:35:24: Und dafür braucht es ganz klar auch die Umwelt.

00:35:26: Und die braucht es auch schon ehrlich gesagt in jedem Alter.

00:35:28: Also ich sage mal, wenn ich mir jetzt meinen Bein irgendwie Fuß breche oder hier ein Bänderis

00:35:34: habe und ich wohne irgendwie im vierten Stock, habe keinen Lift und die Mikro ist weit weg

00:35:40: und ich habe, wohne vielleicht auch noch alleine, da bin ich ja viel hilfsbedürftiger und damit

00:35:44: dann viel weniger autonom unterwegs und viel fremdbestimmt da und wahrscheinlich auch nicht

00:35:50: ganz so zufrieden.

00:35:51: Als wenn ich zum Beispiel direkt neben der Mikrowone eben erdigt, da komme ich irgendwie

00:35:56: grad noch hin mitgrücken und vielleicht habe ich auch noch jemanden, der die schweren

00:36:00: Dinge mir irgendwie zu tragen hilft.

00:36:02: Und diese beiden Personen haben vielleicht die genau gleichen Einschränkungen, völlig

00:36:06: altersunabhängig und leben aber in sehr unterschiedlichen Kontexten und sind deswegen am Ende des Tages sehr

00:36:11: unterschiedlich, wie sie auch ihre Situation und wenn wir es jetzt auf Altern projekten,

00:36:16: wie sie Altern definieren.

00:36:18: Und genau deswegen denke ich, müssen wir diese Veränderung, müssen wir Teil der Perspektive

00:36:28: auf ein gutes Altern bleiben.

00:36:29: Also gutes Altern und auch gesund Altern ist eben explizit in dieser Sichtweise und

00:36:34: das würde ich auch so sagen, auch dann möglich, wenn ich bestimmte Dinge nicht mehr kann.

00:36:39: Auch dann möglich, wenn ich krank bin.

00:36:40: Weil die wenigsten Menschen, also auch jetzt in meinem Alter, ich erwarte bestimmte Dinge

00:36:46: ja auch nicht mehr, dass ich sie noch genau so gut kann, vielleicht mit fünfzehn.

00:36:50: Und ehrlich gesagt, bei bestimmten Dingen weiß ich ganz genau, ich könnte das durchaus

00:36:55: noch schaffen, ich müsste dafür einfach deutlich mehr tun.

00:36:57: Ja, aber vielleicht ist es für mich auch okay, das nicht mehr zu können.

00:37:01: Das mit einzufakturieren, dass es Veränderung geben wird und die auch okay sein können,

00:37:10: das ist glaube ich eine Perspektive.

00:37:12: Und gleichzeitig, denke ich, darf man auch nicht den Fehler machen, dass man dieses Mantra

00:37:21: ausgibt, dass jetzt gutes Altern jetzt nur auch bedeutet, alle müssen permanent bis

00:37:27: ins, sag ich jetzt mal höre, hohe und höchste Alter in allen Lebensbereichen, die von außen

00:37:33: definiert werden, noch super aktiv bleiben.

00:37:35: Weil vielleicht möchte man das dann gar nicht mehr.

00:37:37: Ich muss gerade sagen, also wenn ich jetzt entscheiden könnte, ob ich arbeiten will

00:37:43: oder an welchem Maße ich zum Beispiel arbeiten will und dann würde ich auch sagen, ja ich

00:37:47: könnte jetzt auch einfach weniger arbeiten, wenn ich trotzdem noch ein gutes Leben führen

00:37:51: kann dann und alles habe, was ich brauche.

00:37:53: Warum muss ich dann 80 oder 100 Prozent arbeiten?

00:37:56: Genau.

00:37:57: Und ich glaube, das ist so ein bisschen so was.

00:38:00: Wir haben neben diesem sehr defizit orientierten Blick aufs Altern.

00:38:04: Gibt es halt so eine andere Norm, so diese Norm, wir sind jetzt alle super aktiv und

00:38:09: man kann ja ganz viel tun.

00:38:12: Wir haben das in der Hand.

00:38:13: Altern ist so ein ganz, ganz großen Teil.

00:38:16: Wenn wir jetzt über das biologische Altern vor allem sprechen, ist das nur zu einem

00:38:21: sehr geringen Anteil genetisch vorbedingt.

00:38:23: Das liegt vieles daran am Lebensstil.

00:38:26: Das ist ja erst mal eine total gute Nachricht.

00:38:29: Aber ich denke, wenn diese Nachricht dann zu einer Norm wird zum Altern, dass damit

00:38:36: sozusagen diese Eigenverantwortung ins Extreme gedreht wird und ich nämlich dann schuld bin,

00:38:43: wenn ich dann aber vielleicht bestimmte Einschränkungen habe, weil dann habe ich vielleicht einfach

00:38:47: irgendwie nicht genug gejockt oder mich nicht genug gesund ernährt oder mich nicht

00:38:51: genug vom Stress befreit oder was dann auch immer.

00:38:54: Das kann es auch nicht sein, weil es braucht trotzdem die Verantwortung auch gesellschaftlich.

00:39:01: Trotzdem bestimmte, also zunächst mal überhaupt den Zugang und die Information zu all diesen

00:39:07: tollen Lifestyle Faktoren zu gewährleisten für alle Menschen in der Bevölkerung, aber

00:39:12: auch irgendwo zu sagen so und vielleicht ist da jemand, der hat Einschränkungen, wie

00:39:15: kann ich die Person denn jetzt aber trotzdem unterstützen?

00:39:17: Was brauchten die jetzt noch?

00:39:20: Ich habe immer ganz häufig das Gefühl, du hast es gerade schon anklingen lassen,

00:39:26: es ist dieses noch mehr und noch besser für die Gesundheit zu sorgen und dann noch länger

00:39:33: zu altern.

00:39:34: Und ich habe immer das Gefühl, ich denke mir immer, es ist doch eigentlich immer das

00:39:38: Maßvolle, oder?

00:39:39: Ja, es ist doch, ich mache doch also dieser gesunde Lebensstil.

00:39:43: Also wenn ich jetzt sage, ich rauche nicht, dann werde ich jetzt aber auch nicht fünf

00:39:47: Jahre früher sterben, wenn ich jetzt einmal im Jahr mir irgendwie eine Zigarette anzünde

00:39:53: und mich dafür sogar vielleicht noch verteufel oder mich noch schlecht mache deswegen, sondern

00:39:58: es ist ja irgendwie immer das Maßvolle, was also nicht das Ausschweifende, aber vielleicht

00:40:05: auch nicht die Selbstkasteilung.

00:40:07: Und es gibt diesen verrückten Menschen in Amerika, der einfach nur noch Lebensergänzungsmittel

00:40:12: zu sich nimmt.

00:40:13: Ja, Brian Johnson.

00:40:14: Danke.

00:40:15: Genau.

00:40:16: Der einfach nur noch Pille nimmt und denke ich mir so, ich will es mir nicht nehmen

00:40:21: lassen, die unglaubliche Freude, die ich empfinde, wenn ich so einen richtig geilen

00:40:26: Nachtisch esse, irgendwie so ein Theramisu, wo ist mir dann auch in dem Moment absolut

00:40:31: scheißegal, wie viele Kilo Kalorien oder was da drin ist, weil ich einfach so viel Freude

00:40:36: daran habe, das zu essen und schönes Essen zu dürfen, würde ich mir niemals nehmen lassen,

00:40:43: auch wenn ich wüsste, dass ich dadurch vielleicht fünf Jahre früher sterben werde als der Herr

00:40:48: Johnson.

00:40:49: Ja, also ich denke genau, das ist glaube ich so eine ganz gute Faustregel, dieses Maßhalten

00:40:54: in allen möglichen Dingen.

00:40:55: Es ist in dem Sinne auch jetzt nicht sofort ein Drama, wenn man mal ein bisschen quasi

00:41:00: eine Phase im Leben erlebt, die man selber als stressig empfindet, das gehört ehrlich

00:41:06: gesagt oftmals für viele Menschen dazu, wenn es überhand nimmt und zu lang andauert,

00:41:12: und da ist ja jede Person auch sehr unterschiedlich, dann wissen wir, ist es langfristig gesehen

00:41:17: nicht so günstig, aber wenn ich durch eine stressige Phase durchkomme und am Ende sage,

00:41:23: Mensch jetzt habe ich hier richtig toll was geschafft, dann kann das auch wieder sehr

00:41:26: positiv sein, weil sich das auf meine Selbstwirksamkeit etc. und so auswirkt und dann dazu führt,

00:41:32: dass ich bestimmte andere Herausforderungen vielleicht dann auch mit einer größeren

00:41:34: Leichtigkeit wieder annehme.

00:41:36: Also ich denke, stimmt dir dazu, das Maß ist oftmals das, was da eine große Rolle spielt

00:41:41: und ich glaube auch da muss man sagen, wir sind unterschiedlich.

00:41:44: Also ich würde jetzt niemandem, der sagt für ihn oder sie, ist es enorm wichtig, oder

00:41:50: das ist mit einer großen Sinnhaftigkeit verbunden, da jetzt sehr viel in die eigene, sage ich

00:41:55: jetzt mal körperliche Gesundheit zu investieren.

00:41:57: Wunderbar, dann gerne machen, aber ich denke diesen ganzen Trend der Selbstoptimierung,

00:42:07: da gibt es ja auch aus unterschiedlichsten Bereichen Forschung dazu.

00:42:12: Der Zufall will es so, dass meine Cousine Anja Röcke, die forscht an der Universität

00:42:19: des Saarlandes und hat auch ein Buch geschrieben zum Thema Selbstoptimierung.

00:42:23: Und ich glaube, all da ist auch das Maß, was zählt.

00:42:27: Also wenn Selbstoptimierung dann dazu führt, dass man dadurch eigentlich genau den Gegenteil

00:42:32: von dem erreicht, was man möchte, nämlich im Prinzip permanent das Gefühl hat, dass

00:42:36: man die eigenen Ziele nicht erreicht und das ein Stress kreiert, wie du es gesagt hast,

00:42:40: dass man vielleicht bei bestimmte Dinge verzichtet, die einem aber eigentlich gut tun würden.

00:42:46: Also wenn ich jetzt beim sehr akribischen sozusagen Fitnessregime das verfolge und damit

00:42:53: aber vielleicht meine sozialen Beziehungen oder auch bestimmte Ruhephasen nicht beachte,

00:42:58: dann ist das wahrscheinlich im Zweifel für die eine oder andere Person eben auch eher

00:43:01: negativ.

00:43:02: Absolut.

00:43:03: Ich glaube aber auch da gilt sozusagen Individualität.

00:43:05: Und wir kennen alle die Geschichten von denen, die erzählen, also sie haben ihr Leben

00:43:12: lang sozusagen jeden zweiten Abend ein Gläschen Rotwein getrunken oder haben geraucht oder

00:43:19: haben irgendwie auch mal ausschweifend gegessen und waren jetzt nicht fünfmal die Woche joggen

00:43:25: und Krafttraining machen und sind dann trotzdem 90 geworden und die, die wahnsinnig von außen

00:43:30: betrachtet gesund gelebt haben und dann trotzdem krank werden.

00:43:34: Und ich denke auch diese Einzelfälle darf man natürlich jetzt nicht auch wieder nehmen,

00:43:38: um dafür alle Aussagen zu treffen.

00:43:41: Aber mit dieser Faustregel, was ist mir wichtig und das Maß zu halten, da kommt man schon

00:43:46: sehr weit.

00:43:47: Und nochmal auch wichtig finde ich gesellschaftlich einen freundlichen Blick aufs Alter zu haben.

00:43:55: Also dass eben auch die körperliche Versertheit, wenn es dann irgendwann nicht geht oder wenn

00:44:00: ich die Gesundheit nicht habe, dass das nicht heißt, dass das der einzige Merkmal ist,

00:44:07: was mich als Mensch bestimmt, sondern dass es andere Dinge gibt, die zu mir gehören,

00:44:14: die für mich wichtig sind und andere Dinge in meiner Identität, die relevant sind und

00:44:21: die auch für andere Menschen relevant sein können und dass ich eben nicht auf dieses

00:44:26: Alter oder diese körperliche Versertheit natürlich nicht darauf reduziert werde oder deswegen

00:44:32: stigmatisiert werde.

00:44:33: Und zum Beispiel kann man eben auch genau, also das dem würde ich absolut zustimmen,

00:44:37: dass diese Kultur des Alters, das ist etwas, was wir glaube ich als Gesellschaft überdenken

00:44:45: könnten an verschiedenen Stellen.

00:44:47: Auch wirklich vor dem Hintergrund, dass, denke ich, es auch nicht hilfreich ist, das

00:44:51: Alter total zu heroisieren.

00:44:53: Also es ist auch nicht so, dass einfach nur weil man älter wird, sind nicht plötzlich

00:44:56: alle Menschen nur dann plötzlich sehr weise, ganz automatisch.

00:44:59: Also auch zu positive Bilder sind auch irgendwie nicht dienlich.

00:45:04: Ich denke, die Vielfalt im Blick zu haben und auch zu sehen, auch jemand, der an einer

00:45:12: Ossobrose erkrankt ist, ist vielleicht jemand, die total gut zuhören kann oder weiß ganz

00:45:18: viel und macht vielleicht bei bestimmten Dingen, hat diese richtig noch gute Ideen.

00:45:24: Und warum eigentlich nicht?

00:45:25: Warum ist das eigentlich dann immer so eine Sensation?

00:45:27: Oder wir haben jetzt gerade kürzlich am letzten Montag so ein Innovationsworkshop bei uns

00:45:36: gemacht mit ganz diversen Leuten, die da teilgenommen haben, also ältere Erwachsener,

00:45:44: aber auch Leute aus Startups, aus verschiedensten Gesundheitsbereichen und Wissenschaftler*innen.

00:45:50: Und da kam zum Beispiel auch als ein Thema auf eine Ästhetik und Mode im Alter.

00:45:58: Ich meine, wir sind oft überrascht, wenn wir jemanden sehen, der aus unserer Sichtweise

00:46:04: schon alt ist und hat aber kräftige Farben an.

00:46:08: Oder was finden wir denn da zum Beispiel altersangemessen?

00:46:11: Da auch immer mal wieder so die eigenen Stereotypen zu hinterfragen, ist glaube ich was, was auch

00:46:16: dienlich ist, um diese Kultur des Alters und die eigene Sichtweise darauf auch zu korrigieren.

00:46:25: Und dann wiederum muss man auch sagen, das neue Mantra sollte vielleicht auch nicht sein,

00:46:31: dass jetzt alle mit 100 noch den Marathon laufen.

00:46:34: Und wenn sie das nicht tun, dann haben sie irgendwas falsch gemacht.

00:46:37: Das ist dann wiederum auch irgendwie nicht hilfreich.

00:46:39: Ab welchem Alter ist ein Mensch für sie persönlich alt?

00:46:47: Das gibt nicht wirklich einen Alter.

00:46:51: Ich kann jemand mit 70 ist sehr jung oder mit 80 sogar, das kann ich nicht sagen.

00:46:57: Haben Sie persönlich einen Wunschalter, wie alt möchten Sie werden?

00:47:01: Wenn ich gut beieinander bin, kann das alt sein.

00:47:08: Also keine Grenzen gesetzt?

00:47:11: Ja genau.

00:47:12: Wie möchten Sie leben, wenn Sie alt sind?

00:47:15: So wie jetzt, dass ich alles machen kann, im See schweben, im Garten sein und einfach

00:47:25: das Leben genießen.

00:47:26: Ab welchem Alter ist ein Mensch alt?

00:47:29: 65.

00:47:30: Machst du das an irgendwas fest oder?

00:47:35: Ja halt die Pension.

00:47:37: Wie alt möchtest du persönlich werden?

00:47:41: Ein Jahrhundert.

00:47:42: Wie möchtest du leben, wenn du alt bist?

00:47:45: Selbstverständlich, solange wie es geht, halt selbstständig und ja bei Sinnen.

00:47:51: Ich habe eine Zeit lang mit einer älteren Dame zusammen gewohnt mit Maria.

00:47:59: Ich glaube nicht, dass sie es hört, aber falls doch, herzliche Grüße nach Hamburg.

00:48:03: Und ich fand es immer sehr spannend, weil Maria hatte für mich, es war so eine alterslose

00:48:11: Person.

00:48:12: Es war ganz spannend.

00:48:13: Sie hätte so im Alter von, ja würde ich jetzt mal sagen Ende 50 bis Mitte 70 hätte irgendwie

00:48:19: alles dazwischen sein können.

00:48:21: Und es hatte zum Beispiel auch ganz viel damit zu tun, dass sie sich, wie ich finde, sehr

00:48:27: modisch gekleidet hat, aber trotzdem sehr elegant, modisch elegant und ja irgendwie

00:48:33: so ein bisschen auch aus dem Alter gefallen manchmal gewirkt hat.

00:48:38: Und das war für mich auch eine ganz spannende Zeit auch so als Korrektiv für meine Wahrnehmung,

00:48:44: zum Beispiel auch sich sehr früh um einen Platz in einer Einrichtung gekümmert hat,

00:48:50: weil jemand gestorben war und ihre Tochter hat weiter weg gewohnt.

00:48:53: Sie wusste, dass sie nicht alleine ist, aber für sich selbst sorgen muss, hat sich sehr

00:48:57: früh darum bemüht und hat auch gesagt, ich gehe damit, glaube ich 70 oder 72 hin, weil

00:49:05: ich möchte da ja noch ein Sozialleben haben.

00:49:07: Ich will nicht irgendwo hingehen, um da dann noch drei Jahre mich pflegen zu lassen und

00:49:11: dann zu sterben, sondern ich möchte da mit den Menschen in Kontakt kommen und noch was

00:49:15: unternehmen und ich möchte da noch sozial eingebunden sein.

00:49:19: Und dafür brauche ich dann noch gewisse Fähigkeiten und deswegen gehe ich nicht erst, wenn ich

00:49:24: die Fähigkeiten vielleicht nicht mehr habe.

00:49:26: Ja, ich glaube, du sprichst da was ganz Gutes an, dieses wann macht man welche oder wie geht

00:49:32: man mit bestimmten Übergängen, die so auf einen zukommen um und wie sicherlich ist es

00:49:38: optimal, wenn man das noch tut in der Art und Weise, wo man da noch selbstbestimmt viel

00:49:44: mitgestalten kann und auch da, dass sich darauf auch bestimmte der institutionelle

00:49:49: Rahmen auch darauf einstellt.

00:49:51: Das ist auch etwas, was wir immer mehr sehen.

00:49:53: Das ist auch natürlich jetzt nachfolgende Generationen von Menschen, die jetzt sozusagen

00:49:59: auch ins Pensionsalter kommen.

00:50:01: Das verändern sich auch Rollen, Aufteilungen, mehr Frauen sind berufstätig.

00:50:05: Das heißt, auch dieser Übergang in die nachberufliche Phase ist nochmal anders zu gestalten, wenn

00:50:12: zwei Leute aufhören zu arbeiten als wenn eine Person zu Hause.

00:50:16: Auch das passiert das ja auch nicht immer zum gleichen Zeitpunkt, aber da sehen wir

00:50:20: auch, dass es große Veränderungen gibt im Umgang damit, aber auch dann diese Gestaltung,

00:50:26: auch welche Ansprüche sind da von heutigen sozusagen oder wie werden Personen, die heute

00:50:33: vielleicht sage ich jetzt mal in der Mitte des Lebens stehen, welche Vorstellungen haben

00:50:38: die aufgrund ihrer doch anderen Lebensbiografie als die heute schon 80-Jährigen, auch wie

00:50:46: was es an Gestaltungsspielräumen auch geben soll.

00:50:50: Braucht vielleicht genau und um auch die große Individualität zu aufzufangen.

00:50:57: Und ja, also ich denke da, das, ja, spielt da eine große Rolle.

00:51:06: Ja.

00:51:07: Hey, wir haben jetzt schon eine ganze Zeit lang gesprochen und ich habe super viel gelernt.

00:51:13: Vielen Dank dafür.

00:51:14: Sehr gerne.

00:51:15: Zum Abschluss noch die Frage, ob es irgendwie eine kleine Übung oder irgendwas Kleines

00:51:22: gibt, was du den Hörerinnen mitgeben möchtest im Kontext und Zusammenhang mit dem Alter

00:51:28: und irgendwie, ja.

00:51:30: Ich glaube, ich würde sagen, überlegen Sie sich mal oder belegt euch, was sind Vorbilder?

00:51:41: Was ist zum Beispiel jemand oder eine Person, die man als inspirierend erlebt, wo man denkt,

00:51:49: und da finde ich, sind bestimmte Dinge doch irgendwie gut gelungen.

00:51:53: Die hat das irgendwie ganz gut gemacht mit dem Alter, für diesen sehr breiten Begriff.

00:51:58: Das ist, glaube ich, eine Sache, die ich hilfreich finde und gleichzeitig so ein bisschen im

00:52:04: Alltag jeden Tag sich zu überlegen, was ist eigentlich gut gelaufen oder was möchte

00:52:10: ich mir für morgen vornehmen.

00:52:11: Also es geht ein bisschen so in diese Richtung auch dankbar zu sein für die Dinge, die gut

00:52:17: sind, dass es durchaus was von dem man weiß, dass das sehr hilfreich sein kann und gut

00:52:23: tut dem Wohlbefinden.

00:52:24: Und wir sind ja hier im viel gut Podcast.

00:52:27: Also dieses emotionale Erleben ist etwas, was sehr wichtig ist für jede Lebensphase,

00:52:34: aber auch für das Alter und ich glaube da zu gucken, was ist gut gelungen, ist etwas,

00:52:38: was einem auch im höheren Alter tragen kann und sich an dem, was einem selber gut gelungen

00:52:44: ist, aber was man vielleicht auch bei anderen inspirieren findet, das ist, denke ich, was

00:52:48: was da wirklich helfen kann.

00:52:50: Sehr schön.

00:52:51: Wie geht es dir jetzt?

00:52:54: Gut.

00:52:55: Es hat Spaß gemacht.

00:52:56: Schön.

00:52:57: Vielen Dank.

00:52:58: Es ist gemütlich hier bei euch und es macht mir doch auch immer wieder Spaß, über diese

00:53:02: Themen zu sprechen.

00:53:03: Und ich habe selber so in meinem Kopf Personen aus meinem Umfeld, die ja ich da auch so als

00:53:14: Vorbilder sozusagen vor meinem geistigen Auge habe.

00:53:18: Schön.

00:53:19: Ja, ich bin jetzt auch ganz erfüllt.

00:53:22: Ich habe oder ich sage jetzt immer, wo du gerade über Vorbilder gesprochen hast, wenn

00:53:27: ich alt bin, möchte ich nur noch Kimonos tragen.

00:53:30: Schön.

00:53:31: Ich werde so eine Frau, die einfach nur noch so in Kimonos rumläuft den ganzen Tag.

00:53:36: Das ist mein modisches Vorbild.

00:53:38: Wenn es für die Alter ist, ist das Kloppenbild.

00:53:41: Vielen lieben Dank, liebe Christina.

00:53:43: Danke, dass du da warst.

00:53:44: Sehr gerne.

00:53:45: Vielen Dank, Jana, für die guten Fragen für das spannende Gespräch.

00:53:48: Danke.

00:53:49: Danke dir.

00:53:50: Danke.

00:53:51: Danke.

00:53:51: Danke.

00:53:53: Danke.

00:53:54: Danke.

00:53:54: Danke.

00:53:56: Danke.

00:53:58: Danke.

00:53:59: Danke.

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