Sind gläubige Menschen weniger einsam, Andreas Loos?

Shownotes

Je mehr Kontakte ein Mensch hat, desto erfüllender sind diese Beziehungen für das Leben. Eine Logik, die nicht zwingend aufgeht. Denn es ist nicht die Quantität der Beziehungen, die uns vor dem unliebsamen Einsamkeitsgefühl schützt.

Manchmal können wir gar nichts gegen die Einsamkeit tun. Dann überrollt sie uns, springt uns von hinten an und legt sich wie ein eine dicke Decke auf unseren Körper, bis wir uns kaum noch rühren können.

Mein Gast kennt diese dicke Decke Einsamkeit. Manchmal helfen Freunde, manchmal hilft der Glaube, aber manchmal muss man diese Einsamkeit auch einfach irgendwie aushalten, sagt er.

Es ist ein sehr intimes Gespräch geworden, das ich mit Andreas Loos, Theologe bei Fokus Theologie, führen durfte. Es geht um Gott und Freundschaften und das Aushalten und Mensch-Sein in dieser Folge zum Thema Einsamkeit von I feel you.

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00:00:05: Hallo ihr Lieben, herzlich willkommen zu einer neuen Folge von I Feel You, dem Psychologie Podcast des RefLab.

00:00:29: Mein Name ist Jana Horstmann, ich bin Theologin und Pfarrerin Und manchmal wünsche ich mir aber, ich hätte Psychologie statt Theologie studiert.

00:00:39: Weil das so ist, rede ich in meinem Podcast mit Menschen, die sich auskennen oder besondere Erfahrungen gemacht haben über große Themen und große Gefühle.

00:00:51: Für ein bisschen mehr Verständnis.

00:00:53: Für uns selbst und für einander.

00:00:56: Weil das Leben schon kompliziert genug ist.

00:01:00: In meiner neuen Staffel von I Feel You geht es um das Thema Einsamkeit.

00:01:06: In einer Zeit, in der die Menschen sich zurückziehen, die Abende eher zu Hause verbringen, als nochmal rauszugehen und ganz viele unliebsame Gefühle mit diesem Begriff oder mit diesem Zustand verbinden, ist es um so wichtiger darüber zu reden, was Einsamkeit eigentlich bedeutet.

00:01:27: wie wir mit diesem Begriff oder mit diesem Gefühl der Einsamkeit eigentlich gut umgehen können.

00:01:34: Ich rede heute mit einem Menschen, der von seinen ganz persönlichen tiefsten Momenten der Einsamkeit berichtet und wir sprechen auch darüber, ob Menschen, die gläubig sind oder die einen glauben haben, vielleicht weniger einsam sind oder auch nicht.

00:01:52: Mein Gast ist Andreas Loos.

00:01:54: Andreas Loos ist Theologe bei Fokus Theologie.

00:01:58: Und das ist die Fachstelle für theologische Erwachsenenbildung der Deutsch-Schweizer reformierten Kirche.

00:02:05: Es war ein sehr intimes und persönliches Gespräch, was Andreas und ich geführt haben.

00:02:11: Ich wünsche euch ganz, ganz viel Spaß beim Zuhören.

00:02:18: Hallo, lieber Andi, wie schön, dass du da bist.

00:02:21: Ich freue mich sehr, dass ich dich heute mal zu Gast habe in meinem Podcast.

00:02:26: Ich habe mich auch über deine Einladung sehr gefreut.

00:02:31: Finde ich, echter wurde auch langsam irgendwie mal so Zeit und das man überhaupt nicht als Forderung, sondern manchmal ist es ja so, man arbeitet Tag für Tag nebeneinander und guckt aufs Jahr zurück und denkt, wir hätten noch viel mehr miteinander aushäcken können.

00:02:45: Vielleicht häcken wir was Cooles aus jetzt.

00:02:48: Ich bin gespannt.

00:02:49: Ich freue mich auf jeden Fall sehr aus Gespräch.

00:02:51: Schön, dass du da bist.

00:02:53: Wir starten ja immer in meinen Podcast mit der Frage, oder ich frag meine Gäste ja immer, wie es ihnen geht.

00:02:59: Also wie geht es dir heute?

00:03:01: Wie bist du so davor?

00:03:02: Wie fühlst du dich?

00:03:05: Am besten eine Achterbahn der Gefühle, weil ich eher in so einer Überforderungssituation bin.

00:03:11: Wir haben Termine und ich kriege das im Laufe meines Lebens scheinbar immer.

00:03:17: Schlechter Gehändel gab mal Zeiten, wenn dann der Termindruck groß genug war.

00:03:20: Dann habe ich auch die Leistung erbracht, hat sich ein bisschen geändert.

00:03:24: So kam ich heute Morgen hierher.

00:03:27: Und dann sind wir im Zürichsee Baden gegangen, weil wir haben so eine crazy Winter Baden-Gruppe hier angefangen im Reflab.

00:03:37: Und da war jetzt unerwartet die Sonne draußen.

00:03:40: Und es war wunderschön.

00:03:43: Das hat meinen Schalter echt emotional ein bisschen... umgelegt.

00:03:47: Also, dass ich dachte, wow, was für ein Privileg und was für eine tolle Arbeitsstelle.

00:03:54: Und ja, jetzt bin ich eigentlich ein bisschen sonniger unterwegs wie heute Vormittag.

00:03:59: Voll schön.

00:04:01: Ich denke gerade, ich hätte mit mitgehen sollen, Bahnen.

00:04:06: Kannst gerne dazukommen.

00:04:08: Ja, vielleicht nächste Woche.

00:04:11: Ich sage auch immer noch, wie es mir geht.

00:04:14: Ich bin glaube ich auch so ein bisschen, ich habe jetzt nicht so krassen Termindruck, aber ich merke, dass bei mir so der Stress, der so die letzten Monate da war mit dem Festival und allem, das fällt jetzt so ein bisschen ab.

00:04:27: Und dadurch kann der Geist verarbeiten und so das, was so an emotionalem Stress auch da war, kommt jetzt so ein bisschen raus.

00:04:36: Und da reagiert natürlich irgendwie die Psyche oder der Körper auch drauf.

00:04:40: Also ich merke, dass ich ein bisschen ... Dünnhäutig aktuell bin, beziehungsweise so die letzten Wochen und aktuell so ein bisschen.

00:04:48: Ja, etwas sehr dünnhäutig, was so das Geschehen um mich rum betrifft.

00:04:54: Genau, so bin ich davor.

00:04:57: Aber ich freue mich total, dass du da bist.

00:04:59: Und wir reden über Einsamkeit.

00:05:03: Ein, finde ich, sehr, sehr großes Wort irgendwie und ja auch irgendwie nicht mehr wegzudenken.

00:05:10: Und wir starten aber mit den Fragen, die ich meinen anderen Gästinnen auch gestellt habe.

00:05:15: Und die erste Frage für dich ist, wie fühlt sich Einsamkeit für dich persönlich an?

00:05:25: Das ist für mich gar nicht so einfach zu beantworten, weil ich da eine ziemliche Gefühlspalette feststelle.

00:05:34: Also ich habe auch erst mal gar nicht so abstrakt drüber nachgedacht, sondern das ist so mal für mich gedacht.

00:05:43: So, wenn du was suchst und du kannst es beim besten Willen nicht finden, dann stehst du so da und guckst dich um und denkst, ja, was jetzt?

00:05:52: Das so fühlt sich Einsamkeit an.

00:05:54: oder du bist verabredet, hast sich gefreut und aus irgendeinem Grund, den du jetzt noch gar nicht weißt, aber du wirst stehen gelassen.

00:06:08: Und ich hab so irgendwie den Eindruck gehabt, so da kommt für mich mit am stärksten so raus, wie sich Einsamkeit anfühlt.

00:06:19: Also auf jeden Fall Traurigkeit, Trauer.

00:06:23: Weil etwas, was mal da war, nicht mehr da ist, die Nähe zu einem Menschen.

00:06:32: vielleicht auch das Verstanden werden, das war mal da und jetzt ist es nicht mehr da oder das dazugehören und ich glaube dann fühlt sich Einsamkeit so so stärker so wie wie Trauer oder Traurigkeit an.

00:06:48: aber auch so eine ja so Angst ist ja auch so ein diffuses Ding so Angst und Einsamkeit ist auch so, was die Fuß ist, wenn es eher so diesen Aspekt der Lehrer hat.

00:07:02: Das warbert dann so rum.

00:07:06: Ich finde Einsamkeitsgefühle haben immer auch so etwas zu tun, damit ich weiß mit mir gar nichts mehr anzufangen.

00:07:18: Ich möchte eigentlich gar nicht einhaken, aber ich mache es jetzt doch kurz.

00:07:21: Ich finde, es gibt nichts Einsameres als eine einzelne Socke.

00:07:25: Weil, das ist mal, wo du gerade sagst, das ... Weil, so, Socken gehören zu zweit.

00:07:31: Und dann ist irgendwie, irgendwas ist nicht mehr so, wie es gehört.

00:07:37: Und das scheint für die Erfahrung von Einsamkeit, die ja zunächst einmal meine persönliche, subjektive Erfahrung ist, ganz wichtig zu sein, dass, dass man eben von, von etwas ausgeht, so sollte ... meine Beziehung zur Welt oder zu den Menschen sein.

00:07:54: und man vergleicht so, man hat die erwünschte Beziehung und man vergleicht das mit der realen Beziehung.

00:08:03: Das ist ein wunderschönes Bild.

00:08:04: Du siehst so eine einsame oder du siehst eine Socke und man kommt irgendwie sofort auf den Gedanken.

00:08:12: Oh, die arme einsame Socke.

00:08:13: Absolut,

00:08:14: oder?

00:08:15: Ja, genau, das ist eine tolle Metapher eigentlich, genau dafür.

00:08:21: Ich habe auch Angst bei mir festgestellt.

00:08:24: Die Angst, bleibt das jetzt immer so oder wird das irgendwann auch mal aufhören?

00:08:31: Und da war ich mir auch gar nicht sicher, ist das jetzt eine Angst nur vor dem Gefühl der Einsamkeit.

00:08:38: oder ist meine Einsamkeit auch wirklich so, dass man sagen kann, Jo, der ist auch sozial isoliert oder so?

00:08:47: Ist es nur ein persönliches Empfinden oder ist es auch was von was von außen?

00:08:51: objektiv sozusagen sichtbar ist.

00:08:54: Wir steigen schon total inhaltlich ein.

00:08:57: Ich wollte nicht irgendwie vorgreifen.

00:08:59: Alles gut, wir kommen einfach darauf zurück.

00:09:01: Aber ich habe ja trotzdem noch zwei Einstiegsfragen für dich.

00:09:04: Ja, ist gut.

00:09:05: Aber das knüpft auch ganz gut daran an.

00:09:08: In welchen Momenten fühlst du dich einsam?

00:09:12: Naja, es wäre jetzt blöd, wenn ich den größten Einsamkeitsmoment jetzt hier übergehen würde.

00:09:17: Es ist nun mal Teil meiner Geschichte, dass ich vor zweieinhalb Jahre ist es jetzt fast schon her, dass sich meine Frau hergeben musste, dass sie gestorben ist aufgrund ihrer Krebserkrankung.

00:09:35: Und das sind bis heute für mich eigentlich die tiefsten Erfahrungen von Einsamkeit.

00:09:45: Und zwar einmal, dass eben der liebste Mensch, dem ich mit Abstand am nächsten war in meinem Leben bisher, dass der Urplatz sich weg ist.

00:09:59: Und also da könnten wir jetzt natürlich ganz viel darüber sagen, aber können wir vielleicht ja später nochmal vertiefen, wie sich das so anfühlt und was das für eine Einsamkeit ist, aber genauso leidvoll eigentlich so eine andere Einsamkeitserfahrung.

00:10:13: Ich hatte dann in den Monaten danach sehr lange so das Gefühl, das Leben als Ganzes ist davon gezogen.

00:10:24: Also meine Frau ist in die Zukunft gezogen.

00:10:29: Ich bin ja ein gläubiger Mensch.

00:10:30: Ich habe den Eindruck, sie hat jetzt schon einen Weg hinter sich.

00:10:35: Auf dem werden wir ihr folgen.

00:10:37: Also sie ist wieder von gelaufen.

00:10:41: Aber das Leben insgesamt, das war für mich das Allerschrecklichste zu denken, rechts und links.

00:10:47: Die Menschen müssen weiter, ziehen weiter, die Entwicklungen gesellschaftlich, politisch, kirchlich, das ganze Ding geht einfach weiter.

00:10:58: Und ich würde gerne trauern, ich bin traurig und in dieser Traurigkeit habe ich den Eindruck, das Leben geht einfach davon.

00:11:08: Und ja, also das sind auf jeden Fall so heftige Sachen.

00:11:12: Und dann ein bisschen auch in der Vorbereitung, was mich im Alltag am meisten triggert.

00:11:21: Und ich denke so einen Umfug wie schrecklich.

00:11:25: Ich bin schwerhörig.

00:11:27: Ich habe also auf links fast also über achtzig Prozent Hörverlust.

00:11:32: Und ich habe ein bisschen gebraucht, um das festzustellen.

00:11:37: Aber.

00:11:38: Wenn in einer Kommunikation oder am Tisch oder irgendwo ich etwas nicht verstehe und dann frage ich nach oder und und dann Leute sagen, das war nicht so wichtig.

00:11:53: Dann bewahrheitet sich für mich das, was man heute weiß, das Schwerhörigkeit oder Taubheit etwas vom sozial isolierendsten und und und explodierend also ausschließendsten ist, was man sich vorschenkt.

00:12:07: Und ich fühl mich da so einsam und hab mir deshalb mittlerweile antrainiert.

00:12:15: Die Menschen meinen das ja nicht böse.

00:12:17: Aber dass ich ihnen dann sag, Du, aber für mich wäre es jetzt trotzdem wichtig, dass ich den Witz noch verstehe, damit ich mitlachen kann oder dass ich doch höre, was gesprochen worden ist.

00:12:28: Weil ich fühle mich gerade wie, also ich thematisiere das dann sofort.

00:12:32: Weil ich habe am Anfang dann immer geschwiegen und dann habe ich diese Einsamkeit mitgenommen, fast in den Rest des Tages.

00:12:39: Und das bleibt dann ja auch wie so ein ungutes

00:12:41: Gefühl.

00:12:41: Ja.

00:12:42: Ja.

00:12:44: Die dritte Frage.

00:12:46: In dem Sinne auch knüpft sehr gut an das, was du gerade erzählt hast, an.

00:12:51: Was hilft dir gegen Einsamkeit?

00:12:54: Ich schäme mich jetzt erst mal gar nicht zu sagen, es sind gute Freundinnen und Freunde.

00:13:02: Und wenn man die hat und wenn man denen auch mal ganz akut sagen kann, hast du Zeit.

00:13:10: Das ist ein Schatz.

00:13:12: Den schätze ich also mittlerweile.

00:13:15: Ich weiß gar nicht, den kann man gar nicht hoch genug einschätzen.

00:13:19: Und das braucht Mut.

00:13:22: Ich habe da auch ein bisschen gezögert.

00:13:25: Weil ich möchte anderen nicht zur Last fallen.

00:13:27: Ich möchte anderen auch als frisch gebackener Witwer nicht zur Last fallen.

00:13:31: Ich habe Angst gehabt, dass ich dadurch, dass ich ständig weinen musste oder mich auch einsam gefühlt habe, dass das den irgendwann auf den Geist geht.

00:13:40: Obwohl die mir alle gesagt haben, auf das zu denken.

00:13:43: Aber du hast das trotzdem.

00:13:46: Du mutest dich trotzdem zu.

00:13:47: Ja.

00:13:48: Genau, das ist wunderschön.

00:13:49: Ich habe mich immer als eine Zumutung empfunden und wollte das wenigstens dosieren.

00:13:55: Und wenn aber dann dazu übergegangen, nun ist die Trauer, wenn man relativ ... viel zu früh seine Ehefrau verloren hat oder seine Partnerin.

00:14:06: Das ist sicherlich ein Spezialfall von Einsamkeitserfahrung.

00:14:09: Aber ich glaube, es betrifft vielleicht letzten Endes doch alle Einsamkeitserfahrungen, dass wir einfach dazu stehen und sagen, wenn wir gute Beziehung, gute Freunde haben und schnell anrufen und sagen, ich bräuchte unbedingt mal jemanden zum Reden oder zum Sport machen oder etwas genießen.

00:14:32: Das hat mir extrem geholfen.

00:14:37: und etwas, wo ich sehr gerne auch mit dir vielleicht später noch darüber sprechen würde, ist, es gab dann den Punkt, wo ich dazustehen konnte, dass dann irgendwann doch der Moment kommt, wo ich de facto alleine bin.

00:14:51: Das war dann oft so der Punkt, jetzt war ein schöner Abend, aber dann ist der Moment, wo du dich ins Auto setzt.

00:14:59: oder wo du die Bettdecke aufschlägst und wenn es nur ein paar Minuten sind und dann hole dich die Einsamkeit wieder ein.

00:15:05: und da habe ich die Flucht nach vorne angetreten und habe gesagt ja das ist auch so ich bin einsam die entscheidenden Dinge muss ich ganz alleine durchschreiten aber ich habe in mir auch das Zeugs und ich werde das ich werde das schaffen und das war so ein bisschen was Trotziges das war sowas auch protestmäßiges Das hat mir auch mittlerweile sehr geholfen.

00:15:28: Aber da sind wir jetzt schon ein bisschen vielleicht in der Vertiefung, weil ich finde das auch für die gesamte auch soziologische Diskussion oder auch beim jetzt Einsamkeit psychologisch angucken, finde ich dieses Einüben und diese Exerzitien der Einsamkeit, sich das bewusst zumuten, um so eine Resilienz aufzubauen, finde ich ganz wichtig.

00:15:48: Aber wir gucken, wie das Gespräch läuft.

00:15:50: Ich will da jetzt nicht vorgreifen.

00:15:53: Vielen Dank erst mal für die Beantwortung der drei kleinen Fragen.

00:15:59: Ich glaube, ich steig einfach mit dem Begriff, den wir eben gerade hatten, mit dem Zumuten ein.

00:16:04: Und ich hatte gerade so den Gedanken, dass Zumuten ja auch was mit Mut zu tun hat.

00:16:09: Also, wenn ich mich jemandem zumute, dann muss ich den Mut aufbringen, mich dem gegenüberzustellen.

00:16:17: Und zwar mit allem, was irgendwie gerade da ist, mit der Einsamkeit oder mit der Scham oder mit der Angst, mit vielleicht ganz vielen Unen.

00:16:25: unangenehmen Gefühlen, die ich auch habe.

00:16:28: Und den Mut auch zu haben, das auch zu äußern.

00:16:31: Also, weil in dem Moment, wo ich mich jemand anderem zumute, mache ich das ja nicht, weil ich das gerade möchte, sondern merke, weiß ich ja, hey, da ist gerade was bei mir los.

00:16:42: Und ich mute dir zu, das mit dir zu teilen.

00:16:45: Und ich gehe auch den Schritt auf dich zu, auch wenn es mir schwerfällt.

00:16:50: Und das hat ja insofern auch ganz viel Ja, mit der Gestaltung von auch Beziehung zu tun.

00:16:58: und welche Beziehung oder wie pflegen wir Beziehung, dass wir uns auch Menschen zumuten können.

00:17:04: Und

00:17:06: mich hat das an eine Unterscheidung erinnert, die ich in einem.

00:17:11: in einem Symposium zum Thema Einsamkeit, an der ich teilgenommen habe.

00:17:16: Und da wurde unterschieden zwischen zwei verschiedenen Dimensionen von Einsamkeit.

00:17:21: Einmal die Dimension, die Oberflächendimension, wo es so darum geht, hey, habe ich eigentlich genug Kontakte, wo man so das Gefühl hat, man müsste doch so und so viele Kontakte haben und so und so viele Freunde.

00:17:31: Und wenn ich dem nicht entspreche, ist das dann vielleicht eigentlich zu wenig an, so sage ich mal, so gesellschaftlichen Maßstäben gemessen.

00:17:40: Und dann diese Tiefendimension, wo man das Gefühl hat, habe ich genug Menschen, denen ich mich zumuten kann, mit denen ich in Kontakt treten kann oder in Beziehung treten kann, wenn bei mir Dinge los sind, die ich mit jemandem teilen möchte.

00:17:56: Wenn ich mich mit Menschen in Beziehung befinde, die mich sehen, mich wahrnehmen und ich das Gefühl habe, Ich bin hier gewertschätzt und ich darf auch kommen mit dem, mit den negativen Gefühlen, mit meiner Angst oder mit meiner Scham oder mit meiner Einsamkeit.

00:18:14: Genau, und fand diesen Aspekt ganz, ganz spannend, diese verschiedenen Dimensionen und das, was du angesprochen hast, dieses Sich-Zumuten und dafür Mut brauchen, das spricht ja genau diese Tiefendimension eigentlich an.

00:18:27: und diese Beziehung in der Tiefendimension und die Einsamkeit, die vielleicht auch entsteht, wenn man diese gerade nicht hat oder das Gefühl hat, die nicht zu haben.

00:18:37: Es ist eine ganz tolle und hilfreiche Unterscheidung, die du hier einziehst.

00:18:43: Und auf beiden Eben würde ich jetzt sagen, ist das Gefühl der Scham, was scheinbar auch immer ein Teil von Einsamkeitserfahrungen ist, spielt da eine Rolle.

00:18:54: Auf der, sagen wir mal eher an der Oberfläche, es ist halt, du bekommst viel Anerkennung, wenn du ... gut performst und der Welt sozusagen auch demonstriert.

00:19:08: Ich bin vernetzt.

00:19:10: Ich bin unterwegs.

00:19:11: Ich habe es gut mit Leuten.

00:19:13: Ich habe viele Kontakte und und und und da das dann mal zu sagen, ja gut, aber Eigentlich fühle ich, habe ich da nicht genug Aufmerksamkeit, ich fühle mich, vielleicht gerade, wenn ich mich in den Social Media bewege, kommt in mir so etwas hoch nach dem Motto, alle anderen haben den tollsten Samstagabend und ich scroll hier gerade durch Insta und so.

00:19:47: Und da schämt man sich dafür.

00:19:48: Und diese Scham finde ich dann auf der zweiten Ebene besonders hinderlich, weil sie macht da noch einsamer.

00:19:58: finde ich.

00:19:58: Und das war bei mir so auf dieser Ebene war das vermutlich, der kriegt das nicht auf die Reihe.

00:20:09: Das war so der Anspruch.

00:20:12: Ja, der muss an mich selber oder dann auch, dass ich das projeziehe und dass ich denke, die anderen haben den Anspruch an mich auch.

00:20:20: Ja, der kriegt das jetzt auf die Reihe mit dem, was passiert ist und als Witt war.

00:20:28: Ja, und ja, ich wollte es ja auch auf die Reihe kriegen, wollte mich auch nicht hängen lassen.

00:20:33: Hab manchmal auch bewusst so dann vielleicht die Einsamkeit auf eine falsche Weise kompensieren wollen, eben durch viel Umtrieb und viel Action und machen.

00:20:44: Hat dann gar nichts gebracht.

00:20:45: Und dann zuzugeben, nee, nee, vielleicht, vielleicht.

00:20:51: Könnt man so zusammenfassen, ich bin ja sehr für Selbstliebe und ich glaube auch wirklich, wenn ich mit mir selber nicht irgendwie liebevoll klarkomme, wird es auch in der Beziehung zu anderen schwierig.

00:21:01: Aber selbst, aber auch wenn ich mit einer defizitieren Selbstliebe bin ich immer noch liebenswürdig.

00:21:06: Und ich würde es jetzt ergänzen, auch wenn ich da gerade mit mir selber in der Einsamkeit nicht klarkomme und feststecke, bin ich immer noch liebenswürdig und auch der Gemeinschaftwürdig.

00:21:19: So in die Richtung.

00:21:24: Die haben mir dann öfters auch in Gesprächen so meine Freunde gesagt, es ist ein Kompliment, dass du zu mir kommst.

00:21:34: Ich glaube bloß nicht, dass das eine Einbahnstraße ist.

00:21:37: Du bist immer, wenn ich mit dir Zeit verbringe, ist das inspirierend, ist das schön.

00:21:44: Natürlich, jetzt sind es bestimmte Gefühle von Nostalgie über Melancholie, aber es ist okay.

00:21:56: Das fand ich.

00:21:58: Es war dann für mich auch sehr schön, dass ich sogar die Erfahrung machen konnte, wenn du gute Freunde und Freunde hast, dann wird aus der vermuteten Zumutung was richtig Schönes.

00:22:13: War aber dann auch wieder schnell weg.

00:22:14: Man fällt dann, ich bin dann immer mal wieder, ich bin dann eigentlich über viele Wochen und Monate grundsätzlich in so einem Einsamkeitsgefühl hängen geblieben.

00:22:23: Das hast du ja auch erzählt vorhin schon, dass du dann trotzdem den schönen Abend hattest, dich zugemutet hast, dich dann vielleicht auch ein Zeit lang aufgehoben gefühlt hast und dann irgendwie trotzdem am Abend, wenn man dann irgendwie nach Hause fährt oder im Bett liegt, dann trotzdem irgendwie diese tiefe Einsamkeit zurückkommt oder dann nochmal eine ganz andere Dimension vielleicht auch einnimmt.

00:22:45: Weil die eine Ebene ist, dass man sich austauschen kann und auf über bestimmte Themen miteinander reden kann.

00:22:53: trotzdem bleibt ja vielleicht bei dir mit deiner besonderen Erfahrung dann zurück, etwas zurück von, wir haben drüber geredet, aber ich habe meine Erfahrung, die kann ich nicht wegreden.

00:23:06: Die Erfahrung bleibt da und das, was mein Körper auch erfahren hat, bleibt auch zurück.

00:23:14: Ja, und das ist eben einer der Faktoren, der ganz stark darüber entscheidet, ob ein Mensch in die Einsamkeit hineinkommt.

00:23:24: aufgrund der Vulnerabilität.

00:23:26: Wir haben alle unsere Geschichten, wir haben alle unsere größeren und kleineren Verletzungen hinter uns.

00:23:34: Und das ist einer der Faktoren, die mit darüber entscheiden, wie intensiv ich das dann eben auch empfinde.

00:23:44: Also ein Mensch, der das erlebt hat, das jetzt für mich, bei uns Jungs, war es immer das Schrecklichste, wenn du beim Fußballspielen der Letzte war es, der von der Mannschaft gewählt.

00:23:57: Das ist ja klassiker, glaube ich, oder?

00:24:00: Ich wollte gerade sagen, das ist doch allgemein bei Schul-Sport.

00:24:03: Ja, genau, Schul-Sport.

00:24:05: Furchtbar,

00:24:05: ganz furchtbar.

00:24:07: Und das lass ich mal wiederholen.

00:24:09: Also da ist, glaube ich, eine ganz andere Predisposition oder vielleicht eine höhere Wahrscheinlichkeit dafür, dass man immer wieder diese Dejavis hat.

00:24:19: Wo man dann daran erinnert wird an diese Verletzung, dann bricht die wieder auf.

00:24:22: Und dann sagt man vielleicht für kurze Zeit oder auch länger wieder so, dass man den Eindruck hat, ja, ich genüge halt irgendwie auch nicht.

00:24:32: Oder es ist etwas an mir, was dann mit dazu beiträgt, dass ich diese Einsamkeitsgefühle entwickle und mich einsam fühle.

00:24:42: Oder ich bekomme auch einfach keine Resonanz.

00:24:45: Also zumindest mit dem, wer ich bin oder was ich bin oder was ich tue auch einfach.

00:24:49: Also das muss ja nicht mal in so was intensiven sein wie in der Freundschaft, sondern es kann ja in ganz vielen unterschiedlichen Bereichen sein, in denen ich mich bewege im Leben.

00:24:59: Wenn ich das Gefühl habe, es gibt kein Resonanzraum für mich als Person im Ganzen.

00:25:05: Ich glaube, das ist auch so ein Aspekt Resonanzerfahrung oder Resonanzräume, in denen wir uns begeben oder denen wir sind, wenn ich das Gefühl habe, da kommt nichts zurück.

00:25:18: Ich hinterlasse keine Resonanz in meiner Welt.

00:25:24: Darf ich da mal zurückfragen?

00:25:27: Kennst du das auch, dass du das Gefühl hast, da steckt noch so viel mehr in mir als diese Welt kennengelernt hat?

00:25:40: Aber ich ... Ich krieg das irgendwie nicht hinaus.

00:25:45: Da fühle ich mich auch fürchterlich einsam.

00:25:50: Ich fühle mich dann auch sehr ... nicht unverstanden, aber so reduziert.

00:25:58: Reduziert auf irgendwie das, was irgendwie nach außen dringt und auf so den Output und so das ganz viel von dem, was mich ausmacht, einfach nicht gesehen wird.

00:26:09: Mhm.

00:26:10: Was aber wovon?

00:26:11: ich aber weiß, dass das da ist.

00:26:13: Und ... was manchmal ja auch in Partner-Innen schafft oder so, wo man das Gefühl hat, man hat einen Partner, eine Partnerin, die sieht das in einem oder Menschen, die einem besonders nah sind oder beste Freundinnen oder so.

00:26:26: Die können manchmal so was sehen oder erahnen oder haben so ein Gespür dafür.

00:26:32: Aber trotzdem gibt es ja ganz viele Bereiche, wo man das Gefühl hat, das bleibt gerade nur bei mir und es geht nicht nach außen.

00:26:39: Und ich bin irgendwie allein damit, dass ich weiß, dass da Gefühle oder Potenziale, was auch immer in mir steckt, was irgendwie nicht sichtbar ist.

00:26:51: Ja, das finde ich sehr schön.

00:26:52: Also, dass nicht verstanden werden, ist dann noch so, sagen wir mal, vielleicht die niederschwelligste Erfahrung.

00:26:57: Da kann man ja in kommunikativen Prozessen vielleicht gucken, dass die Kommunikation besser gelingt und da eben ein responsives Verhältnis entsteht.

00:27:07: Aber wenn man das dann jetzt mal auf die soziologisches Skala hochzieht, Es wird ja gesamtgesellschaftlich ständig neu verhandelt und austariert.

00:27:17: Womit geht denn die Allgemeinheit in Resonanz?

00:27:22: Am Arbeitsplatz?

00:27:24: Was ist da resonanzfähig?

00:27:25: Wofür bekomme ich das, was ich auch brauche?

00:27:29: Die Anerkennung?

00:27:30: Was vermittelt mir das Gefühl, eingebettet zu sein, eingebunden zu sein in sinnvolle Prozesse und so weiter?

00:27:38: Das finde ich dann eben tatsächlich, das wird dann immer intensiver.

00:27:44: Wenn man dann irgendwie den Eindruck hat, es gibt Aspekte, da passe ich irgendwie gar nicht in diese Welt oder in diese Gesellschaft oder in die Menschen im öffentlichen oder halb öffentlichen Raum.

00:27:57: Und ich würde sogar sagen, du hast es gesagt, wenn man dann aber Leute hat, von denen man sich gesehen fühlt.

00:28:04: gefühlt fühlt von denen.

00:28:07: Das ist, das ist der große Winner.

00:28:09: Und also ich stehe mittlerweile auch dazu.

00:28:12: Ich habe ja, ich würde sagen, ich habe so eine intensive Spiritualität, so mit auch mit Gott, so als eine Wirklichkeit, als eine Atmosphäre.

00:28:21: Aber ich habe immer auch noch so eine personelle Gottesvorstellung.

00:28:24: Mir hat das manchmal echt ein bisschen Trost gegeben in der Einsamkeit, dass ich denke, aber es gibt da eine, die mich versteht und Klar, das kann man auch jetzt religionskritisch auseinandernehmen und sagen, ja, da flichtest du halt in irgendwas anderes.

00:28:39: Es ist mir erst mal latte, es hat mir geholfen, Phasen von Einsamkeit irgendwie zumindest mal auszuhalten und zu sagen, ich glaube euch allen oder dieser Welt, dieser Gesellschaft, all dem, was da jetzt mitspielt.

00:28:54: Und was so auch strukturelle oder wie auch immer Rahmenbedingungen sind, die mein einsam, die die die die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich einsam fühle, erhöhe, erhöhe.

00:29:02: Ich glaube euch das alles nicht.

00:29:04: Ich bin ich bin nicht der, sondern es gibt Menschen, es gibt vielleicht noch mal eine höhere Instanz, die mich kennt, wie ich bin.

00:29:11: Und und da kann man sich aufgehoben fühlen.

00:29:15: Das ist was unglaublich Trösten, das oder?

00:29:17: Ja, finde ich auch.

00:29:19: Und.

00:29:20: Aber hat dir das immer geholfen?

00:29:23: Oder ist das so was Temporäres?

00:29:24: Oder ist das was, wohin du dich auch flüchten konntest, im positiven Sinne?

00:29:29: Auch in den Momenten, wo du sagst, da holt mich eigentlich die Trauer oder die Einsamkeit oder auch die Angst dann wieder ein?

00:29:35: War das ein Fluchtpunkt?

00:29:37: Ja, ich würde auch dazu mutig stehen.

00:29:41: Und wenn es okay ist, das ist für mich ein hoch ... durchreflektierter Fluchtpunkt mittlerweile, weil ich halte es für was ganz besonders meiner oder auch der christlichen Gottesvorstellung, dass wir irgendwie so den schrecken Gedanken denken, dass Gott, von dem man das nicht erwarten würde, eine tiefe Einsamkeitserfahrung gemacht hat.

00:30:08: Der Gott, an den ich glaube, hat in einer ganz geheimnisvollen Weise ausgerufen, warum hast du mich verlassen?

00:30:18: Also ein Gott, der von Gott verlassen ist.

00:30:21: Das wollen wir jetzt nicht philosophisch, Trinitätstheologisch, aber ich flüchte zudem, dass ich Gott auch wieder beibehafte und sage, diesem Jesus, diesem, diesem gekreuzigten, glaube ich, irgendwie, dass Gott meine Erfahrung von Verlassenheit und Einsamkeit kennt, dass er mit mir, dass er sogar mit mir an einem Gott leidet, der nicht hilft und von dem ich mich gerade einsam und verlassen und von allen guten Geistern auch verlassen fühle.

00:30:55: Das finde ich was total krass.

00:30:57: Es ist echt ein Fluchtpunkt, ein spiritueller Fluchtpunkt für mich.

00:31:01: für alle, die nicht so bibelfest sind.

00:31:03: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

00:31:05: Eli Eli Lama Asaftami ist der Ausspruch, den Jesus laut Evangelium am Kreuz getätigt hat.

00:31:14: Also quasi die Anklage an Gott von Jesus, der Gott anklagt und sagt, warum hast du, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

00:31:23: Genau, nur als ein Ordnung.

00:31:24: Ja, absolut.

00:31:25: Da ist die Traumatik am allerkrassesten.

00:31:27: Ja, genau.

00:31:30: Ich finde es ganz spannend, weil ich möchte gar nicht so viel von mir erzählen, weil ich sehr spannend finde, wie Gott so dein Fluchtpunkt ist.

00:31:42: Für mich war es immer eher so dieses, ich fühle mich nicht von Gott in dem Sinne gesehen oder auch gehalten als Fluchtpunkt, sondern bei mir ist es eher das Vertrauen darauf, dass irgendwie die Welt oder das Universum oder wie auch immer man diesen Gesamtzusammenhang, in dem wir leben und sein und fühlen und spüren sind, dass das irgendwie von Gott gehalten ist.

00:32:09: Und dass ich mit meiner Erfahrung, auch mit meinen Einsamkeits oder Trauer oder Angsterfahrung in diesem Gesamtzusammenhang gehalten bin irgendwie.

00:32:18: Weniger Gott als direktes Gegenüber, sondern eher Gott als, als, ja, als ein ... eine Instanz, die quasi das Ganze irgendwie hält.

00:32:31: Und meine Angst ist Teil davon und darf da drin sein.

00:32:35: Und es wird auch wieder Zeiten geben, in denen keine Angst da ist, sondern Freude.

00:32:40: Und dass das aber trotzdem insgesamt gehalten ist.

00:32:45: Ja.

00:32:46: Nur als Ergänzung zu meinem.

00:32:49: Ja.

00:32:49: Aber ich finde es sehr, sehr schön, weil eben dieses beziehungshaft oder dieses gesehen werden und eben, wie du gesagt hast, Gott irgendwo als Fluchtpunkt für dich auch auch ja wieder mal diese Resonanz nochmal zum Tragen bringen, diese Resonanzerfahrung irgendwo

00:33:08: auch

00:33:09: oder diesen Glauben an diese Resonanz.

00:33:13: Das würde ich für mich mittlerweile auch so sagen.

00:33:16: Ich habe, was jetzt das religiöse und auch die Vorstellung, die Gottesvorstellung angeht, einen deutlichen Schwenk gemacht.

00:33:24: Und ich finde es nicht entweder oder, aber so einen deutlichen Schwenk, dass ich diese transpersonalen Aspekte Gottes entdeckt habe.

00:33:33: Und in Bezug auf die Einsamkeit stellt sich ja dann die Frage, ich habe ja diesen Gott nicht als Personalsgegenüber und der sagt mir, ich seh dich, sondern das wird ja durch Medien vermittelt.

00:33:45: Und da muss ich echt sagen, hat mir das in meiner Einsamkeit in den letzten Jahren, je länger, je mehr gut getan, tatsächlich bewusst die Einsamkeit aufzusuchen, das soziale, das mittmenschliche, das interpersonale, teilweise komplett zu reduzieren und alleine zu sein mit der Natur.

00:34:15: Und dort erlebe ich Gott ganz stark wie eine Art Raum.

00:34:20: Sie ist eine Atmosphäre und so in bestimmten naturmystischen Erfahrungen, wo ich dann einfach mal in der Natur sitze und gucke, was geht hier gerade, wo ich den Blick schweifen lasse und nach einer halben Stunde Hab ich den Eindruck, wenn das gelingt, kannst du dich in der Natur nicht mehr alleine fühlen, sondern du fühlst dich als Teil des Ganzen.

00:34:44: Das kann man üben.

00:34:46: Wo plötzlich werde ich gewahr.

00:34:48: Die Luft, die ich als Kalt empfinde oder dass sie mir eine Gänsehaut macht, ist dieselbe Luft, die ich einatme und ausatme.

00:34:57: Ich bin Teil von etwas.

00:34:59: Das Licht, was jetzt gerade vor mir einen Wattebausch an Wolke aus dem Tal löst, weil morgens die Sonne ein paar Grad Wärme reinspeist und dann, und dann stieg da vor mir so ein wahnsinnsschöner weißer Bausch auf.

00:35:15: Das Licht durchtrinkt.

00:35:17: nicht nur die Natur da draußen, sondern ich bin Natur und ich werde jetzt gerade vom selben Licht durchdrungen.

00:35:25: Und das sind Erfahrungen von Verbundenheit und von Aufgehobensein, die für meine Einsamkeit therapeutisch sind wie nichts.

00:35:40: Du hast jetzt eben gerade schon direkt von Erfahrungen gesprochen.

00:35:44: Da würde ich gerne einhaken wollen.

00:35:47: Würdest du dann sagen, dass Einsamkeit oder auch das Alleinsein oder das Aushalten von Einsamkeit oder Alleinsein ist es auch eine Frage von Mindset, von Geistes-Einstellung.

00:36:00: Begibst du dich dann zum Beispiel in Situationen, wo du bewusst dahin kommst, dass du dich zum Beispiel öffnest für diese Verbundenheit mit der Natur von der Erfahrung, die du jetzt gerade erzählt hast.

00:36:09: Also wo sind die Grenzen von?

00:36:12: ich erfahre vielleicht auch eine gewisse Einsamkeit oder ich kann auch Verbundenheit erfahren und gleichzeitig Kann ich mein Mindset, meine Einstellung dahingehend kalibrieren oder ausrichten, dass ich eben auf vielleicht Verbundenheit oder eben auch auf Einsamkeit oder Alleinsein eingestellt bin?

00:36:35: Also das ist ja das, was wir so unter dem Stichwort der Halbverfügbarkeit, glaube ich, wenn ich dich richtig verstehe, du kannst da gerne nochmal einhaken, was wir unter Halbverfügbarkeit verstehen.

00:36:48: Es ist uns bewusst, dass es bestimmte Erfahrungen gibt, die in dem Sinne Widerfahne sind.

00:36:54: Sie sind nicht garantiert.

00:36:56: Sie sind nicht machbar.

00:36:58: Sie sind nicht reproduzierbar.

00:37:01: Aber ... Wir würden auch nicht sagen, sie sind reiner Zufall.

00:37:06: Philosophisch, sie sind reine Kontingenz, also Sonderm.

00:37:12: Und ich glaube, das ist auch irgendwie die Aufgabe, bei dem ich mich selbst und auch jeden Menschen, der Einsamkeit erlebt, wie behaften würde, probier doch einmal aus, dass du herausfindest, welche Bedingungen bestimmte Erfahrungen, die dir im Für deinen Umgang mit Einsamkeit hilfreich sind, vielleicht sogar heilsam sind, dass du ein wenig mal heraus spürst und findest, herausfindest, wo sind die Bedingungen günstiger als sonst?

00:37:43: Und dann begibt man sich halt vielleicht bewusst, jetzt bei mir ist es die Natur.

00:37:47: Aber es kann natürlich für einen anderen Menschen vielleicht auch ein sagraler Raum sein.

00:37:51: Ich habe auch schon Erfahrungen mit Dunkelheit gemacht.

00:37:54: Aber bei mir ist es eben eher so jetzt die Natur.

00:37:58: Naja, das bedeutet halt, dann muss ich irgendwie mich anziehen.

00:38:03: Dann muss ich bestimmte Vorbereitungen treffen.

00:38:05: Ich begebe mich an einen Ort, dass ich dann hoffen muss, dass auch... Ganz, ganz viele Anthropfaktoren mitspielen.

00:38:13: Völlig klar, ich kann es nicht machen.

00:38:15: Und trotzdem halte ich es aber für eine gewisse Selbstverantwortung, das herauszufinden und sich dann immer wieder diesen begünstigenden Bedingungen wie hinzuhalten, hineinzuhalten.

00:38:30: Hilde Domien, dem Wunder quasi wie ein Vöglein, die offener Hand.

00:38:35: Sehr schön, sehr schön, genau.

00:38:37: Also quasi alles dafür tun.

00:38:41: Im besten Sinne alles dafür tun, dass man die entsprechenden Erfahrungen vielleicht machen kann.

00:38:47: Und ich finde, wir sind jetzt an einer ganz interessanten Stelle.

00:38:52: Es ist ja nun leider so, dass Einsamkeit, weil wir eben durch das Einsamkeitsbarometer und auch durch die Corona-Pandemie nun echt die Erfahrung gemacht haben, Menschen sind in einer pathologischen Weise einsam.

00:39:11: Und bestimmte Menschengruppen sind davon noch mal erheblich stärker betroffen wie andere.

00:39:16: Ab sechzig, fünfundsechzig, siebzig, fünfundsechzig nimmt das noch mal zu oder?

00:39:21: Nicht nur vulnerable, einfach vulnerable Menschen, die in irgendeiner Art und Weise diskriminiert werden.

00:39:28: Oder wie ist bei dir jetzt der Fall bei Menschen, die noch nicht so hohem Alter ihren Partner, ihre Partnerin, Lebenspartner in verloren haben.

00:39:36: Jugendliche auch, vulnerable Gruppe, die sehr geprägt sind von Social Media etc.

00:39:42: Wenn man da in dem Maße, wie es aktuell der Fall ist, nicht.

00:39:46: nimmt oder sowas.

00:39:47: Also es gibt einfach viele unterschiedliche vulnerable Personengruppen, die... Eher von Einsamkeit betroffen sind.

00:39:53: Genau.

00:39:54: Und also alle Leute mit Migrationshintergrund oder wenn du von einer anderen Kultur in unsere Kultur kommst, auch die Bildung scheint eine eine Rolle zu spielen.

00:40:03: Also bei höherer Bildung ist die Wahrscheinlichkeit so eine so eine negative Einsamkeitserfahrung zu machen anscheinend höher.

00:40:12: Und es ist uns ja zum Glück mittlerweile bewusst.

00:40:15: Das ist nicht gut.

00:40:16: Das geht auf die körperliche Gesundheit.

00:40:17: Das geht auf die mentale Gesundheit.

00:40:20: Also.

00:40:22: Da brauchen wir, ist ja ein toller Prozess in Gang gekommen, dass wir uns auch als Gesellschaft insgesamt überlegen, ja, was machen wir jetzt damit?

00:40:31: Ich habe ein Buch gelesen oder verschiedene Bücher jetzt gelesen, die mir dann gut getan haben, das wäre so dieser andere Aspekt.

00:40:39: dass es eben, es gibt diese, wie soll ich es mal nennen, es ist okay zu sagen, so pathologische Einsamkeit, aber es gibt auch positive Einsamkeit.

00:40:48: Und da finde ich eben, sind wir jetzt im Gespräch so an diesen Punkt gekommen, wo wir eben einerseits merken, ja, Einsamkeit gehört in einer mehr oder weniger dramatischen oder auch krankmachenden pathologischen Weise, glaube ich, zu unser aller Leben.

00:41:05: Und trotzdem ist damit auch ein Stück weit die Verantwortung, dass ich mich zu dieser Einsamkeit auch verhalte oder dass wir einander helfen, ist ja damit nicht so weg.

00:41:17: Und da finde ich so die Unterscheidung wichtig, interessant.

00:41:21: Man kann zum Beispiel eine Möglichkeit werden zu sagen.

00:41:24: Einsamkeit, ja, das ist eher so das Negative.

00:41:28: Das positive.

00:41:29: der Philosoph Rüdiger-Safranski oder anders sprechen dann zum Beispiel vom Einzeln sein oder vom Allein sein.

00:41:36: Und zwar als einer Herausforderung, die sich uns allen stellt.

00:41:40: Wir alle sind einzeln und wir unterscheiden uns von anderen.

00:41:45: Und wir alle sind in einer ganz normalen, tiefen existenziellen Weise allein.

00:41:51: Und damit ist uns diese Aufgabe, diese Herausforderung gegeben, dass wir sagen, na ja, damit kann man aber so umgehen, dass uns Menschen berichten, gerade in dem habe ich die höchsten Inspiration, entwickelt Kreativität ohne Ende.

00:42:09: Und für mich fand ich das jetzt eben interessant, dadurch, dass ich eben echt in eine Depression auch gekommen bin, wo die Einsamkeit sich so pathologisch verfestigt hat, dass ich da gar nicht mehr rauskam.

00:42:19: Was für mich total interessant eben genau das zu entdecken, dass ich endlich mit der Angst gemerkt habe, ich muss durch die Einsamkeit durchgehen.

00:42:29: Also es genügt nicht, sie zu fürchten und zu gucken, wie kann ich jetzt eine strukturenden Umfeld schaffen, wo ich diese Einsamkeitserfahrungen vermeide.

00:42:39: Das war auch nötig, weil sie so schmerzhaft waren, dass ich nicht ausgehalten habe.

00:42:43: Das waren die Anrufe noch am Abend.

00:42:45: Kann ich schnell vorbeikommen.

00:42:46: Und ein Freund macht einen Lagerfeuer und schmeißt Termine um.

00:42:50: Aber dann habe ich gemerkt, das kann nicht die einzige Strategie sein, sondern ich muss das jetzt irgendwie dem ins Auge gucken und muss da durchgehen.

00:43:02: Und bis heute bin ich nicht über den Punkt hinaus, also ich war jetzt die letzten anderthalb Jahre sehr oft an einem sehr einsamen Ort in der Ardäsch.

00:43:11: Und ich weiß bis heute nicht und habe immer noch so einen Zittern und Zagen, weil ich nicht weiß, kommt das gut?

00:43:17: Falle ich in eine destruktive Einsamkeitserfahrung dort.

00:43:21: und dann überliste ich mich und sage, das ist ja nichts zu verlieren, dann fährst du wieder zurück.

00:43:25: Aber bisher war es immer so, ich habe mich dann wie überwunden und habe dann die Erfahrung gemacht, dass das Durchschreiten der Einsamkeit für mich immer, immer positiv rausgekommen ist.

00:43:39: Eben, dass ich dann gemerkt habe, Es gibt eine Aufgehobensein, ein Geborgensein im Leben, so der Glaube, die Welt meint doch gut mit mir.

00:43:48: Und ich passe zur Welt und die Welt zu mir.

00:43:51: Im ganz banalen Sinne.

00:43:54: Das will ich einfach so irgendwie so auch mitgeben.

00:43:57: Mir hat das enorm geholfen.

00:43:59: Ich glaube, jeder ist ein bisschen dazu.

00:44:01: Vielleicht aufgerufen oder angestachelt.

00:44:05: Ich habe irgendwo auch gelesen.

00:44:08: dass man auch einfach mal annehmen könnte, dass das Einsam sein immer mal wieder oder in bestimmten Phasen des Lebens auch einfach vielleicht zu der menschlichen Konstitution dazugehört eben.

00:44:18: Du hast das angesprochen.

00:44:19: Wir sind einzeln.

00:44:21: Wir stehen erst mal so für uns und Wir müssen uns dazu irgendwie verhalten oder müssen damit irgendwie umgehen.

00:44:30: Und wie du sagst, man kann man kann so bestimmte Bereiche formen.

00:44:34: Man kann sich ein Setting, ein Umfeld schaffen mehr oder minder je nachdem.

00:44:39: um möglichst viel in Kontakt zu sein oder gute Freunde, um sich rumzuhaben oder gute informelle Beziehungen, Menschen, die man mal auf der Straße trifft oder der Barista in dem Café, wo ich immer hingehe, mit dem ich irgendwie drei Worte tausche.

00:44:52: Und sonst hat er aber auch keinen Raum in meinem Leben.

00:44:54: Aber so das sind ja auch so Formen von Beziehungen, die man gestalten oder die man aktiv etablieren kann.

00:45:03: Und trotzdem auch ... diese Einsamkeit ins Leben mit einzubeziehen, diese Abende, an denen man vielleicht bewusst alleine zu Hause ist und nichts tut und aushält und mit sich ist und da vielleicht auch so das auszupendeln mit sich selbst, dass es beides gibt und dass es für beides Phasen vielleicht auch gibt im Leben und dass man bewusst die Einsamkeit eben oder das Alleine sein, das Einzeln sein.

00:45:32: integriert in das Leben oder in die Gestaltung des Lebens.

00:45:39: Fürst du Selbstgespräche?

00:45:40: Immer.

00:45:44: Ich habe das immer so schrecklich gefunden, wenn meine Oma oder wenn ich die dann bei halb lauten Selbstgesprächen und mittlerweile ist das zum Beispiel so etwas, wo ich merke, so ganz Ohne Gegenstimme oder so, ohne Dialog bin ich eigentlich nie.

00:46:01: Ich kann mich immer in gewisser Weise mit mir selbst unterhalten.

00:46:05: Das finde ich auch so eine krasse Erfahrung.

00:46:07: Ja, und ich meine, es sind ja in dem Sinne auch nicht nur Selbstgespräche, weil ich rede dann ja zum Beispiel auch mit meinen Zimmerpflanzen und habe daher auch eine gewisse Resonanz in dieser Pflanze.

00:46:22: Genau, nein, aber total.

00:46:23: Also ich für Selbstgespräche, aber eben auch, wie gesagt, weil ich auch das Gefühl habe, ich bin in Verbindung mit meiner Umwelt und dann teile ich mich auch meiner Umwelt mit.

00:46:35: Und ob das jetzt belebte oder unbelebte oder halbbelebte Umwelt ist, ist in dem Moment, glaube ich, für mich relativ egal.

00:46:46: Ja, das finde ich total schön und das bildet auch die ganze Bandbreite meiner Erfahrungen ab.

00:46:52: Ich erinnere mich mal an einen Morgen, da fuhr ich auf dem Fahrrad zum Bahnhof und an einer Ampel hörte ich den ersten Satz des Tages, der zu mir gesprochen wurde und es war, glaube ich, eine Frau und die bekundete einfach ihre Freude an diesem schönen sonnigen Tag.

00:47:16: Und es war, als würde sie diesen Satz zu mir sprechen, hat sie aber gar nicht, ich habe ihn nur aufgeschnappt.

00:47:23: Das war so unfassbar schön, wie du sagst, der Barista, der dir was sagt.

00:47:28: Und für solche Dinge achtsam zu werden und dort zu merken, Wir werden in meiner Angstangheit bestimmte Dinge zugespielt.

00:47:38: und dann fällt dir auf, wie schön ist das, dass mir als erster Satz des Tages gerade dort, wo ich die ersten Sätze meiner Frau vermisst habe oder ich war eben die Kinder waren auch weg und so.

00:47:52: Wie schön, dass so was möglich ist.

00:47:54: Und am anderen Ende tatsächlich im Alleinsein irgendwie scheint da doch immer noch jemand zu sein, mit dem man mit dem man in Korrespondenz und Kommunikation treten kann.

00:48:08: Ganz kurz bevor wir schließen noch der Gedanke, dass es eben auch was mit Präsenz zu tun hat.

00:48:13: Also du bist offen für das Inverbundensein mit deiner Umwelt und mit den Menschen oder auch für für den Satz, den diese Frau dann auf dem Fahrrad zu sich gesagt hat oder einfach zu sich gesagt hast und du hast ihn aufgeschnappt.

00:48:27: Und es gibt bestimmt auch ganz viele Situationen, in denen Menschen daneben stehen und es einfach nicht hören oder überhören und da so die Antennen auszustrecken und so in Tuchfühlung quasi mit der Umgebung zu gehen und mit dem zu gehen, was mit einem resoniert oder was ja wofür man offen sein kann, was einem begegnet in der Welt.

00:48:51: Und ich glaube, das hat auch viel mit einsam sich fühlen oder eben sich nicht einsam fühlen zu tun.

00:48:57: Wie du sagst, wenn du in die Adäsch gehst und dich bewusst der Natur aussetzt und dann merkst, ich bin in Verbindung.

00:49:04: Ich finde, man kann der eigenen Einsamkeit vielleicht nicht immer trauen.

00:49:12: Und dann gibt es natürlich auch tatsächlich die Situation, wo die objektiven Einsamkeitsfaktoren so deutlich sind.

00:49:20: Das wird da auch echt sagen müssen, nee, das ist wirklich auch ein einsamer Mensch.

00:49:26: Und da sieht die Hilfe dann ganz woanders aus.

00:49:29: Ich glaube, es gibt durchaus auch die Möglichkeit oder in bestimmten Phasen, so ein gesundes Misstrauen zu haben, zu sagen, ja, ich fühle mich sehr einsam.

00:49:37: Aber vielleicht fühle ich mich ein wenig einsamer und ich lasse diese Einsamkeit, gestatte ich auch jetzt nicht, dass das alles zu bestimmen.

00:49:45: Und da wäre eben eins, dass man sagt, ach, dann achte ich jetzt mal darauf, wo mein Einsamkeitsgefühl auch spielerisch oft ja von außen ja durchlöchert wird.

00:49:57: Porös wird, so dass das Präsenz wieder einzughalten kann.

00:50:01: Whatever Präsenz, da hast du es genannt.

00:50:02: Die unbelebte, die belebte oder halbbelebte Welt, in der wir leben.

00:50:11: Wir haben immer ganz viel gesprochen und auch über ganz viele Themen nicht.

00:50:15: Einsamkeit ist ein unglaublich weites.

00:50:17: Es ist ein sehr weites Feld.

00:50:19: Du hast jetzt noch die Möglichkeit, bevor wir schließen, hast nur noch ein paar Minuten Zeit, um den Hörerinnen noch etwas mitzugeben, irgendwas ganz Persönliches von dir oder eine kleine Übung oder einen guten Gedanken.

00:50:31: Und dafür hast du jetzt quasi noch einmal das Mikro.

00:50:36: Das Gespräch mit der Einsamkeit führen.

00:50:39: Zunächst einmal das Gefühl festzustellen.

00:50:46: Dieses Gefühl.

00:50:49: nicht so schnell wie möglich wieder loswerden zu wollen, weil ich glaube, dann kommt es je länger, je häufiger und ganz konstant wieder, sondern dann auch dazu zu stehen.

00:50:59: Und dieses Gefühl, sich selbst lieb zu halten mit diesem Gefühl, das finde ich dort beginnt und dann kann man vielleicht die Einsamkeit zu so einer Art Gesprächspartner machen.

00:51:17: So bildlich hilft mir das dann zu sagen, ja, ich fühle mich jetzt einsam und vermutlich bin ich auch irgendwo einsam.

00:51:28: Und vielleicht beginnt

00:51:29: schon

00:51:30: da ein Stück weit auch eine kleine Verwandlung der Einsamkeit, weil jetzt bin ich ja mit meiner Einsamkeit schon wieder zu zweit.

00:51:41: Das kann ich jedem nur empfehlen, weil ich glaube, das sind so die ersten zerkraften Schritte, auf denen dann natürlich ganz unterschiedliche Dinge nötig möglich werden.

00:51:51: Und vielleicht möchte ich den einen Zuhörerinnen einfach in ihrer jetzigen Situation mal ganz rotzfrechen Mut wünschen und sagen, es gibt Bedingungen, die sind zu deinen Ungunsten, es gibt Beziehungen, in denen bist du zu tiefst einsam, es gibt soziale Umfelder, es gibt vielleicht Stadtviertel, es gibt vielleicht Arbeitssituationen, die sind wie gemacht dafür, dass du dich einsam fühlst.

00:52:23: und das liegt jetzt nicht an dir.

00:52:25: und jetzt musst du auch nicht irgendwie einen großen Resilienzkurs oder sowas machen, sondern jetzt hab einfach den Mut und sag so jetzt reicht's.

00:52:36: Ich versuche nach bestem Wissen und Gewissen mit der Hilfe anderer Menschen diese Bedingungen, die da immer das Auslösen, Triggern oder zu einem sich festsetzenden Einsamkeitsgefühl.

00:52:49: das ändere ich.

00:52:51: Und das andere habe ich ja angedeutet.

00:52:54: Für mich war es dann echt total hilfreich zu sagen, dacke ich durch.

00:53:00: Mit Furcht und Zittern.

00:53:02: oftmals hat es auch nicht geklappt und die Einsamkeit beliebt, aber bewusst sich hinein zu begeben in die Einsamkeit alles abzustellen.

00:53:15: Das kann vielleicht sein, dass man anfängt und ist alleine mit einem Buch, ist alleine mit einem Weltausschnitt, ist alleine in der Natur.

00:53:27: Und dann kann das eben tatsächlich passieren, Ja, vielleicht kommen wir wieder zurück zum Anfang des Gesprächs.

00:53:34: Ein ganz, ganz lieber Kollege, der da echt Ahnung hat, der hat mir gesagt, wenn du Winter baden gehst, passiert Folgendes.

00:53:41: Sympathikus und Parasympathikus habe ich nicht so die Ahnung.

00:53:44: Zunächst mal voll Stress.

00:53:45: und du denkst, das kalte Wasser im See, das schaffe ich nie und ich will hier raus und der Körper ist voll unter Stress.

00:53:52: Du schaffst die erste Minute, die zweite, die dritte und dann kommt der Parasympathikus.

00:53:56: Das Ganze beruhigt.

00:53:57: Und du machst die Erfahrung, ich halte die Kälte aus.

00:54:01: Und ich habe so für mich das entdecken können, dass ich mich, wenn ich mich der Einsamkeit stelle und sie versuche zu beschreiten, dass es durchaus sein kann, dass der Parasympathikus sich meldet und ich merke, es ist gar nicht so schlimm.

00:54:20: Es ist auszuhalten und das Aushalten wird in unserer Gesellschaft derzeit notorisch unterschätzt.

00:54:27: Und wir wollen immer sofort die großen Lösungen und die Therapie und die Heilung.

00:54:31: Nee, ich glaube, Einsamkeit erst einmal aushalten, lernen.

00:54:39: Und dazu muss man, glaube ich, mutig auf sie zu und durch sie hin durchgehen.

00:54:43: Und da wünsche ich einfach jedem so die eigene Entdeckungsreise.

00:54:47: Vielen lieben Dank.

00:54:49: Lieber Andi, wie geht es dir jetzt?

00:54:54: Ich habe so ein bisschen Respekt gehabt.

00:54:57: vor dieser Podcastaufnahme und ich finde das jetzt, ich selber bin glaube ich der Kostoprofiteur und das fühlt sich gut an.

00:55:11: Ob andere das gut finden, das dürfen die alle selbst entscheiden, ob du das gut findest, aber die Einladung von dir zu diesem Thema und noch einmal auch durch meine Biografie durchgehen, da sind mir einige Sachen aufgegangen und jetzt Die Chance im Gespräch mit dir, das auch nochmal zu verbalisieren, das tut gut.

00:55:33: Schön.

00:55:35: Ich danke dir ganz, ganz herzlich, dass du da warst.

00:55:38: Es war ein ganz schönes Gespräch.

00:55:40: Ich bin auch sehr, sehr dankbar und happy auch mit dem Gespräch.

00:55:43: Hat mir jetzt auch nochmal gut getan.

00:55:45: Und ja, vielen lieben Dank, dass du da warst.

00:55:48: Ich sage auch ein herzliches Danke an dich.

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